+++ Meinung +++
Auch Filmkritiker und leidenschaftliche Kinofans haben Vorurteile: Als ich 2016 zu „Nerve“ ins Kino gegangen bin, war ich auf eine gut anderthalbstündige Moralpredigt eingestellt. Passt auf, liebe Teenager, euer Wunsch nach Social-Media-Fame führt ins Unglück! Tatsächlich gibt es den befürchteten erhobenen Zeigefinger in „Nerve“, allerdings erst im letzten Filmdrittel. Vorher ist der Thriller über Mutproben im Internet vor allem schnell und spaßig.
„Nerve“ könnt ihr seit dem 8. September 2020 im Abo von Amazon Prime Video schauen*
Schülerin Vee (Emma Roberts) meldet sich aus einer Laune heraus als Spielerin beim Online-Game „Nerve“ an. Sie will beweisen, dass auch sie sich was trauen kann – und mit dieser Einstellung ist sie genau richtig bei dem Spiel, in dem die Teilnehmer immer extremere Mutproben bestehen müssen, während Menschen aus aller Welt vor ihren Geräten dabei zusehen.
Immersion
Der Reiz von „Nerve“ besteht darin, die Mutproben gemeinsam mit Vee und ihrem Mitspieler Ian (Dave Franco) zu entdecken: Es ist spannend, nicht zu wissen, welche Aufgabe als nächstes wartet (aber zu ahnen, dass sie extremer wird als die vorherige). Der Reiz von „Nerve“ besteht außerdem darin, die Mutproben auch zu erleben:
Die Regisseure Henry Joost und Ariel Schulman („Catfish“, „Paranormal Activity 3“) inszenieren die Aufgaben dermaßen immersiv, dass sich eine blinde Motorrad-Fahrt durch Manhattan so echt anfühlt, wie es nur sein kann, wenn man nicht mit auf dem Fahrzeug sitzt:
Vee muss dem Fahrer Ian Anweisungen geben, wohin er lenken soll, weil der unter seinem beklebten Helm nichts sieht – selbst ein New Yorker Taxifahrer, an dem die beiden haarscharf vorbeikommen, hat so einen Irrsinn noch nicht gesehen.
*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.