+++ Meinung +++
„Star Wars 2: Angriff der Klonkrieger“ hat seine Qualitäten, aber auch als Fan kann ich diesen Film in bestimmten Punkten nicht verteidigen. Die Liebesgeschichte zwischen Anakin und Padmé Amidala etwa bleibt bloße, in Hochglanzbilder verpackte Behauptung, bei der nicht mal der Kitsch oder die peinlichen Sätze das wirkliche Problem sind, die der liebestolle Anakin von sich gibt, sondern die Tatsache, dass ich auch mit allen Augen zugedrückt nicht verstehe, was Padmé an diesem mächtig pubertierenden Bengel findet.
Aber die Detektivgeschichte um Obi-Wan (Ewan McGregor) ist im Grunde noch schlechter. Gibt es bei der Liebesgeschichte nämlich wenigstens Liebe zu sehen (obgleich ich sie nicht spüre), fehlt es der Detektivgeschichte an einem echten Detektiv – und an Spannung.
Ein Fall für Obi-Wan
Während sich Anakin also vor wunderbarer Seekulisse an Padmé ranschmeißen darf, versucht sein enthaltsamer Meister Obi-Wan, herauszufinden, wer hinter dem Attentat auf die nun untergetauchte Senatorin steht. Als Anhaltspunkt hat er einen vergifteten Pfeil.
Obi-Wan muss also als Detektiv tätig werden. Seine erste Amtshandlung besteht darin, mit dem Pfeil zu seinem Kumpel Dexter Jettster ins Diner zu gehen. Dexter erklärt ihm, dass der Pfeil von den Klonern auf Kamino hergestellt wurde. Obis Leistung als Detektiv bestand also darin, dem richtigen Mann eine verdammt naheliegende Frage zu stellen.
Nun, da er den Pfeil hat identifizieren lassen, muss Obi-Wan nach Kamino. Dummerweise ist der Planet auf keiner Karte im Jedi-Tempel verzeichnet. Warum das so ist, da hat Obi-Wan keine Ahnung, aber wiederum stellt er den richtigen Leuten immerhin die richtige Frage.
Obi-Wan fragt nach
Ein Jedi-Jüngling erklärt dem Meister, dass der Standort von Camino aus dem Jedi-Archiv gelöscht worden sein muss, Yoda stimmt zu und Obis Leistung besteht in diesem Moment vor allem darin, sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich wie der letzte Depp fühlt.
Obis Ermittlungserfolg basiert bis hierhin also vor allem auf der Arbeit anderer (und Spoiler: Das wird sich bis zum Ende nicht ändern). Aber nicht so schlimm: Im Grunde kann ein Detektiv auch dann als erfolgreicher Detektiv gelten, wenn er einfach immer die richtigen Leute fragt. Nur leider ist eine Detektivgeschichte ohne Spannung ungefähr so unterhaltsam wie ein Clown auf einer Beerdigung, und die Spannung bis hierhin ist gleich null.
Es wird leider auch nicht mehr viel spannender.
Der Fall löst sich von selbst
Obi-Wan fliegt also auf die Wasserwelt Camino, wo er einfach durch die Tür der futuristischen Anlage latscht und von freundlichen Aliens empfangen wird, die ihm praktischerweise und ohne jeden Sicherheitscheck alles über die geheime Klonarmee erzählen.
Die wurde von einem Jedi namens Sifo-Dyas in Auftrag gegeben, der das ohne Zustimmung der Jedi tat und der ermordet wurde, nur dass George Lucas diese düstere Geschichte so wenig interessiert, dass er sie in den Filmen einfach fallen ließ und sie erst Jahre nach Kinostart in der Animationsserie „The Clone Wars“ ausgeführt wurde.
Stattdessen sehen wir, wie Obi-Wan dem Gen-Spender der Klone vorgestellt wird, Jango Fett (Temuera Morrison), der wahrscheinlich Mitleid mit dem ob seiner harten Ermittlungsarbeit erschöpften Detektiv hat und darum sichtbar die Zimmertür zu dem Raum offen lässt, in dem sich seine verräterische Rüstung befindet.
Auch der folgende Zweikampf zwischen Obi-Wan und Jango Fett dauert nur kurz, sodass Obi rasch weitermachen kann mit seiner Detektivarbeit: Er platziert einen Peilsender am Schiff von Fett, was sich deswegen als vollkommen geniale Idee herausstellt, weil der Flüchtende so bis nach Geonosis verfolgt werden kann, wo Obi-Wan die Bösen dabei belauscht, wie sie ihren bösen Plan erklären:
Senatorin Amidala sollte sterben, damit die Handelsföderation, die noch eine Rechnung mit ihr offen hat, den Separatisten beitritt.
Fall gelöst!
„Star Wars Episode 2: Angriff der Klonkrieger“ läuft am Freitag (7. August 2020) ab 20.15 Uhr auf ProSieben.
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