+++ Meinung +++
2020 ist fürs Kino ein verdammt fieses Horror-Jahr. Das liegt einerseits daran, dass viele Kinos nach den Corona-bedingten Schließungen um ihre Existenz kämpfen, weil die bloße Erlaubnis zur Wiedereröffnung eben nicht bedeutet, dass genug Zuschauer kommen. Es fehlen nämlich die großen Filme, denn die wurden auf 2021 verschoben.
2020 aber ist auch in einem anderen Sinne ein verdammt fieses Horror-Jahr – und das ist positiv gemeint. Mit „Der Unsichtbare“ und „The Lodge“ starteten zwei Gruselfilme im Februar knapp vor Corona, die ich besonders für ihre Gemeinheit mag. Was ich damit meine, werde ich zur Vermeidung von Spoilern nicht genau beschreiben. Wer sie schon im Kino gesehen hat, wird wissen, wovon die Rede ist – und wer überlegt, sie im Heimkino nachzuholen, wird hoffentlich neugierig.
"Der Unsichtbare": Ein Arschloch kann noch arschiger sein, wenn es keiner sieht
Das Konzept ist simpel, altbewährt und effektiv: In „Der Unsichtbare“ von Leigh Whannell („Upgrade“) terrorisiert ein Psychopath seine Ex-Freundin, was dummerweise deswegen besonders gut klappt, weil das Technik-Genie sich unsichtbar machen kann.
Aber die Gemeinheit des Unsichtbaren beschränkt sich eben nicht darauf, seine Ex physisch zu attackieren, ohne dass sie weiß, was sie da gerade getroffen hat. Stattdessen nutzt er seine Fähigkeiten für einen perfiden Plan, der in einem Überraschungsmoment gipfelt, den ich selbst mit vielen Jahren Horrorfilmerfahrung auf den Augen nicht habe kommen sehen.
„Der Unsichtbare“ gibt’s bei Amazon als VOD zum Kaufen/Leihen und als DVD/Blu-ray*.
"The Lodge": Eine extrem unglückliche Verkettung von Umständen
Das österreichische Kreativ-Team aus Veronika Franz und Severin Fiala hat mit seinem gemeinsamen Spielfilm-Debüt „Ich seh, ich seh“ mächtig vorgelegt – und mit dem zweiten Film „The Lodge“ bewiesen, dass der erste Gruselfilm kein Glückstreffer war, sondern dass das Duo sein Handwerk auf eine Art beherrscht, die mich im besten Sinne verstört.
„The Lodge“ hat ein klassisches Szenario (aber bitte nach dem nächsten Satz trotzdem nicht direkt einschlafen): Ein Vater fährt mit seinen beiden Kindern und seiner neuen Freundin in ein abgelegenes, verschneites Haus, wo bald Schlimmes passiert. Der Clou daran:
Jede der Figuren trägt nachvollziehbare Traumata aus der Vergangenheit mit ins alte Haus. Sie motivieren zu Handlungen, die dann in ihrer Verkettung gefährlich werden. Fies daran sind die Ausweglosigkeit und der Umstand, dass ich jede Figur zumindest ein Stück weit verstehen kann und mir wünsche, die neue Familie hätte sich unter anderen Umständen formiert.
„The Lodge“ gibt’s bei Amazon als VOD zum Kaufen/Leihen*.
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