Disney+ möchte ein familientauglicher Streaming-Service sein, bei dem sich Eltern sicher sein können, dass ihre Kinder nicht etwas schauen, das ihrem Alter so gar nicht angemessen ist. Das mag man gut oder schlecht finden – aber es ist nun mal der Markenkern des Portals. R-Rated-Filme (in den USA die Freigabe nur für Erwachsene) passen da jedenfalls nicht ins Programm.
HamiltonMit dem Originalmitschnitt der Broadway-Produktion von „Hamilton“, an der sich Disney für die unglaubliche Summe von 75 Millionen Dollar die Rechte gesichert hat, hätte es da allerdings ein Problem gegeben. Denn die MPAA, also das US-Pendant zur FSK, hat nämlich mitunter sehr starre (und deshalb sehr unsinnige) Regeln zur Bestimmung der Einstufung.
Das verflixte zweite "Fuck"
Im Gegensatz zur FSK, wo es zwar auch einen abstrakten Kriterienkatalog gibt, aber am Ende immer anhand der Wirkung bestimmter Elemente im Einzelfall entschieden wird, gibt es in den USA Vorgaben, nach denen in bestimmten Fällen ein R-Rating verhängt werden MUSS!
Eine dieser Vorgaben: Wenn mehr als einmal das Wort „Fuck“ fällt, dann ist automatisch eine Freigabe nur für Erwachsene fällig. (Einmal ist hingegen noch okay, weshalb die Macher von Hollywood-Blockbustern oft lange darüber nachdenken, an welcher Stelle sie ihr einzelnes erlaubtes „Fuck“ am besten einsetzen.)
Drei "Fuck" sind zwei "Fuck" zu viel
In der Bühnenfassung von „Hamilton“, die für die Filmversion bereits im Jahr 2016 mit der Originalbesetzung mitgeschnitten wurde, kommt das Wort „Fuck“ allerdings gleich dreimal vor. Also mussten zwei davon weg, wie auch Musical-Mastermind Lin-Manuel Miranda in zwei Tweets erklärt hat:
„Am 3. Juli kriegt ihr die komplette Show. Jede Note & Szene & eine einminütige Intermission mit herunterzählendem Countdown (Toilette!). Aber die MPAA hat eine harte Regel zur Sprache: Mehr als eine Verwendung von ‚f**k‘ bedeutet ein automatisches R-Rating. Wir haben aber drei ‚f**ks‘ in unserer Show, also…“
„… habe ich buchstäblich zwei ‚f**ks‘ hergegeben, damit es sich jetzt auch Kinder ansehen können: 1. In Yorktown ist das Wort in der Zeile ‚ I get the f_ back up again‘ ausgeblendet. 2. ‚Southern *record scratch*kin' Democratic Republicans.‘ Ihr könnt zuhause singen, was immer ihr wollt (oder den Film sogar mit dem Album synchronisieren)! Liebe euch. Habt Spaß.“
Einmal hat also der Ton einen minimalen Aussetzer, was man schon bemerken kann, wenn man ganz genau hinhört – und an anderer Stelle wurde ein Platten-Quietscher so in einen Hip-Hop-Track integriert, dass es einem gar nicht auffallen kann, dass es so nicht gehört, wenn man das Bühnenmusical nicht eh in und auswendig kennt.
„Hamilton“ ist seit dem 3. Juli auch in Deutschland auf Disney+ abrufbar.
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