Im Montagskino des ZDF läuft ja immer wieder auch Mist. Aber „Die dunkelste Stunde“ (heute Abend um 22.00 Uhr) halten wir für ein Meisterwerk – und zwar längst nicht nur wegen der oscarprämierten Performance von Gary Oldman und dem ebenfalls oscarprämierten Make-up, durch das man den „The Dark Knight“-Star in der Rolle des britischen Premierministers Winston Churchill kaum noch wiedererkennt.
So heißt es im Fazit unserer 4,5-Sterne-Kritik zu dem Biopic von „Abbitte“-Regisseur Joe Wright: „Der historische Politthriller ‚Die dunkelste Stunde‘ ist ein energiegeladenes, virtuos inszeniertes Kammerspiel, das von einem alles überragenden Gary Oldman in der Rolle des streitbaren Winston Churchill dominiert wird.“
Die dunkelste StundeDass es trotzdem auch viele negative Stimmen zum Film gab, hat unter anderem mit dem ewigen Streit zu tun, ob und wie eng man sich bei historischen beziehungsweise biografischen Stoffen an die belegten Fakten halten sollte. Was meint ihr denn dazu?
In „Die dunkelste Stunde“ gibt es jedenfalls immer wieder Momente, in denen die Filmemacher auf emotionalisierte Szenarien setzen, um historische Entscheidungen von Winston Churchill besser zu erklären. Was ist zum Beispiel mit der ganz zentralen Szene, in der sich der Premierminister, der über eventuelle Friedensverhandlungen mit Nazideutschland entscheiden muss, in die Londoner U-Bahn davonstiehlt, um dort die „einfachen Leute“ nach ihrer Meinung zu fragen?
Die U-Bahn-Fahrt gab es nicht, aber…
Die Antwort lautet: Die Szene hat so nie stattgefunden, sie ist in ihrem Kern aber auch nicht vollständig aus der Luft gegriffen! „Die dunkelste Stunde“-Drehbuchautor Anthony McCarten hat parallel zur Arbeit am Skript auch noch ein Sachbuch über die im Film porträtierten Vorgänge im Mai 1940 verfasst – und in dem kommt die U-Bahn-Szene nicht vor. Es gibt auch einfach keinen historischen Beleg dafür. (Davon mal ganz abgesehen stammt der in der Szene verwendete U-Bahn-Wagen aus dem Jahr 1959, weil sich kein originaler mehr auftreiben ließ.)
Und trotzdem erfüllt die Szene einen legitimen Zweck: Winston Churchill ist zu dieser Zeit nämlich sehr wohl immer mal wieder „entwischt“ und anschließend irgendwo in London aufgetaucht, wo er sich mit den Leuten über ihre Probleme und Ansichten unterhielt. Die U-Bahn-Anekdote ist zwar eine Erfindung, aber zugleich repräsentiert sie also auch einen Charakterzug von Winston Churchill, der so tatsächlich akkurat zu sein scheint. Mal ganz abgesehen davon, dass die Szene ja auch einfach ganz großartig ist – wer mag den Filmemachern ihre künstlerische Freiheit da schon übelnehmen...
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