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    10 Gründe, warum wir "Die Dinos" auf Disney+ vermissen

    Mit dem Start von Disney Plus sind endlich zahlreiche Disney-Kultserien mit einem Klick verfügbar. Doch die fantastische Serie „Die Dinos“ fehlt bislang im Angebot des neuen Streamingdienstes. Dabei trifft der 90er-Hit den Nerv der Zeit...

    Disney

    Auf Disney+ eröffnet sich derzeit für zahlreiche Film- und Serienfans ein riesiger Fundus an Kindheitserinnerungen. Kinder der frühen 1990er-Jahre, die noch einmal Zitate wie „Bin da, wer noch?“ und „Nicht die Mama!“ wieder aufleben lassen wollen, schauen im Moment jedoch in die Röhre: Die mit aufwändigen Ganzkörperkostümen, ferngesteuerter Robotik-Puppentechnologie und detaillierten Handpuppen gefilmte Disney-Sitcom „Die Dinos“ lässt sich noch nicht auf dem Streamingdienst finden.

    Das ist ein wahrer Jammer – denn die ambitionierte Serie ist nicht bloß eine immens liebgewonnene Erinnerung einer Teilgeneration. Sie ist zugleich erschreckend relevant für unsere heutige Zeit: Die Serienverantwortlichen, darunter Brian Henson (Sohn des „Muppets“-Schöpfers Jim Henson), haben sich sehr häufig gesellschaftlichen Themen angenommen. Und die Dinge, die das „Die Dinos“-Team in den frühen 1990er-Jahren beschäftigt haben, sind selbst fast 30 Jahre später weiterhin von Belang. So ergeben sich zehn glühende Gründe, weshalb wir hoffen, dass „Die Dinos“ schnellstmöglich bei Disney+ landet...

    1. "Die Dinos" zeigten, was unter Disney möglich ist

    In den vergangenen Wochen geriet die geplante Revival-Staffel der Disney-Teenieserie „Lizzie McGuire“ in die Schlagzeilen der Branchenpresse: Disney ließ die Dreharbeiten nach nur zwei Episoden abbrechen. Seither verrieten Hauptdarstellerin Hilary Duff und Serienschöpferin Terri Minsky, dass es dem Studio nicht geschmeckt hat, dass die nun erwachsene Titelheldin in den neuen Folgen mit dem Thema sexueller Untreue konfrontiert wird.

    Disneys Zögerlichkeit ist umso kurioser (oder ärgerlicher – je nachdem, wie man es sehen will), wenn man bedenkt, wie weit sich Disney bei der Thematisierung von Sexualität in den Jahren 1991 bis 1994 aus dem Fenster lehnte, als Walt Disney Television gemeinsam mit Jim Henson Productions und Michael Jacobs Productions „Die Dinos“ verwirklichte. Denn die Dinosaurier-Familie Sinclair macht im Laufe ihrer vier Staffeln so manch pikante Verwicklung durch.

    Unter anderem gibt es eine Folge, in der Teenie-Töchterchen Charlene in der Schule von anderen Mädchen gemobbt wird, weil sie noch einen Stummelschwanz hat, statt einen voll ausgereiften Schweif, den sie schwingen kann, um den Jungs zu gefallen. In der Episode „Dino Dancing“ (Originaltitel: „Dirty Dancin'“) derweil hat ihr älterer Bruder Robbie sinnliche Träume, in denen er mit einem Mädchen, das er ansprechend findet, wild entschlossen den Paarungstanz tanzt.

    Als er schweißgebadet aufwacht, blickt er im Bett nach unten und sieht seine erregt kreisenden Füße. Etwas später in dieser Folge schaut er sich eine Fernsehwerbung an, in der eine Dinodame ihre Telefon-Paarungstanz-Hotline anpreist – woraufhin Robbie mit glasigen Augen vor dem Fernseher mit sich selber tanzt. Dann platzt seine Mutter in sein Zimmer rein und ertappt ihn auf frischer Tat.

    2. "Die Dinos" behandelte #MeToo, bevor es überhaupt ein Begriff wurde

    Die obigen Beispiele unterstreichen zwar bereits, wie deutlich eine Disney-Serie sein kann, wenn die Verantwortlichen es einfach nur zulassen, allerdings sind sie bloß die Spitze des Eisbergs. Am 18. Dezember 1991 ging beim US-Sender ABC nämlich eine „Die Dinos“-Folge mit dem Titel „What ‚Sexual Harris‘ Meant“ auf Sendung – und die lässt es nicht allein beim für Disney-Verhältnisse bereits gewagten Episodentitel beruhen.

    In der hierzulande„Macho Harris“ betitelten Episode erhält die Brontosaurierdame Monica von Säulenwirbel einen Job als Baumschubserin bei der Firma Treufuss. Der bei der männlichen Belegschaft für seinen schlüpfrigen Humor beliebte Vorarbeiter Harris schränkt seine Sprüche auch in Anwesenheit Monikas nicht ein, obwohl diese Scherze ihr sichtbar unangenehm sind.

    Als Harris nach Schichtende Monica einweisen soll, macht er ihr sogar „eindeutig zweideutige“ Angebote, die sie darauf pochend, professionell arbeiten zu wollen, ablehnt. Harris verliert dadurch die Geduld und Monika letztlich ihren Job – weshalb sie anschließend den Rechtsweg beschreitet. Doch da nur Männer die Situation beurteilen, wird der Spieß umgedreht und Monika ins Verhör genommen – sie solle sich nicht so anstellen, es sei doch nur Spaß. Und sie hätte Harris durch ihre Kleidung doch geradezu dazu eingeladen, sie anzubaggern.

    3. Generell: "Die Dinos" waren feministisch, eh es in Film und TV in Mode war

    Als Sitcom-Parodie der frühen 1990er-Jahre zeigt „Die Dinos“ eine Familiendynamik, wie sie in vielen Serien dieser Zeit alltäglich war: Der gutmütige, aber etwas dümmliche Vater und Brötchenverdiener, die strengere Hausfrau und Mutter, der rebellische Sohn im fortgeschrittenen Teenager-Alter und das sehr mädchenhafte Töchterchen in der frühen Pubertät. In den ersten paar Episoden von „Die Dinos“ wird viel Humor allein daraus gezogen, diese Genrekonventionen in eine prähistorische Welt zu versetzen, wo bei Konflikten noch mit den Zähnen gefletscht wird.

    Doch das Autorenteam hinter „Die Dinos“ hat früh damit begonnen, dieses Familienbild kritisch zu hinterfragen. Was sich in Episode 2 noch ganz schlicht mit der Lektion „Erziehung ist nicht nur Frauensache, der Familienvater sollte seiner Frau Aufgaben abnehmen“ äußert, wie sie auch in Dutzenden anderen Familienserien vorkam, setzt sich in sogleich mehreren Episoden entschlossener fort. So vertritt „Die Dinos“ flammend die Position, dass Frauen im Beruf die gleichen Chancen verdienen wie Männer, sie aber nicht erhalten, weil alte, mächtige Männer ihren Geschlechtsgenossen den Rücken freihalten.

    Selbst die Bedeutsamkeit korrekt gegenderter Sprache wird in „Die Dinos“ angerissen. Die von Gender- und Sprachforschenden stets bemängelte These, dass beim generischen Maskulinum Frauen ja mitgemeint seien und dies keine negativen Auswirkungen auf gesellschaftliche Wahrnehmung hätte, wird in der Episode „Immer bloß Jungs“ („Working Girl“) spitz persifliert: Bei Bewerbungsgesprächen wird Charlene unentwegt abgewiesen, weil in der Stellenanzeige doch explizit nach einem Jungen gefragt wurde.

    4. "Die Dinos" haben Trump vorhergesagt

    Zugegeben: Vorherzusagen, dass ein republikanischer Politiker völlig auf die Bedürfnisse der Armen pfeift und sich allein den Wünschen Wohlhabender verschreibt, dies aber aus Wahlkampfgründen so verkauft, als sei es im Sinne der Armen, ist keine große Kunst. Dessen ungeachtet wirkt die Folge „Was nun, Herr Richfield?“ („And The Winner Is...“) im Jahre 2020 ähnlich prophetisch wie die viral gegangene „Die Simpsons“-Szene, in der schon vor vielen Jahren von einem Präsident Trump die Rede war.

    In dieser Folge tritt Earl Sinclairs aufbrausender, für sein Leben gern Leute feuernder und stets mit Beleidigungen um sich werfender Chef B.P. Richfield zur Wahl zum Oberältesten an. Der ebenso unförmige und wohlhabende wie laute und ungehobelte Triceratops lässt sich in Werbespots als einfacher Mann des Volkes darstellen, der „so fürsorglich ist, dass es wehtut“.

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    Und in einem Fernsehinterview erklärt er, dass die Armen höher besteuert werden müssen, während die Reichen völlig entlastet werden sollten: „Das ist meine Abwärts-Tröpfchen-Theorie. Die Wohlhabenden leben doch meistens in ganz großen Häusern auf dem Hügel. Und wenn wir denen das ganze Geld zukommen lassen, dann fällt denen sicher so manche Dino-Mark aus der Tasche und tröpfelt zu den Armen.“

    In der Folge „Die Scheinehe“ („Green Card“) wiederum beschließen Wirtschaft und Politik, Vierbeinern die Schuld für ein aktuelles Konjunkturtief zu geben. Daraufhin setzen sich Richfield und die Firma Treufuss für den Bau eines riesigen Grenzwalls ein, mit dem die Firma einen fetten, lukrativen Auftrag einsackt. Die Begründung für die Notwendigkeit einer solchen Mauer: „Dann haben die Vierbeiner keine Möglichkeit mehr, durch unser wohlhabendes Musterland zu spazieren, um an unserem fetten Wohlstandsspeck rumzuknabbern.“

    5. "Die Dinos" waren Disney-Pioniere in Sachen Kolonialismus-Kritik

    In jüngsten Jahren haben Filme des Disney-Konzerns Kritik am Kolonialismus für sich entdeckt: Zuerst zeichnete der neuseeländische Regisseur Taika Waititi in „Thor 3: Tag der Entscheidung“ Asgard, die Heimat des Donnergotts, als sich nun friedliebend gebendes Reich, das seinen Wohlstand jedoch auf Eroberungskriegen, Gier und Ausbeutung gründete. Und „Die Eiskönigin 2“ überraschte im Winter 2019 mit einer zwar sanfter skizzierten, inhaltlich jedoch ähnlich gearteten Hintergrundgeschichte für das von Anna und Elsa bewohnte Königreich Arendelle.

    Aber Jahrzehnte früher – und kurioserweise ein paar Jahre vor dem Zeichentrickfilm „Pocahontas“, dem zuweilen Romantisierung der Kolonialisierung Amerikas vorgeworfen wird – erschien die „Die Dinos“-Episode „Die Entdeckung“. Darin stolpert der tumbe Baumschubser Earl bei der Suche nach seinem Golfball in eine kartografisch bisher nicht erfasste, unberührte Gegend mit saftigem Grün und klarer Luft. Dieses Land wird zwar von Höhlenmenschen bewohnt, aber die zählen in den Augen der Dinos nicht – daher lässt sich Earl als Entdecker feiern.

    Alsbald beginnen die Dinos damit, dieses Fleckchen Erde für gigantische Bauten zu erschließen, während sie die Höhlenmenschen verdrängen. Am Ende der Episode werden die Höhlenmenschen mit ein paar hübschen Ketten abgespeist, zudem wird ihnen eine Sportmannschaft mit einer abfälligen Karikatur als Logo gewidmet – ein deutlicher Seitenhieb gegen die Baseball-Mannschaft Cleveland Indians.

    Auf der nächsten Seite findet ihr fünf weitere Gründe, warum „Die Dinos“ heute relevanter denn je sind...

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