Artikel enthält Spoiler zum Ende von „Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands“
Der Kampf der überlebenden Gelflinge und ihrer Verbündeten gegen die durchtriebenen Skekse in der bislang letzten Folge von „Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands“ ist nicht nur ein animationstechnisches Meisterstück, sondern auch innerhalb der Geschichte ein bedeutsamer Moment. Zum ersten Mal in der gesamten Serie scheint es, als hätten die kleinen Bewohner Thras einen klaren Sieg gegen ihre Unterdrücker errungen – auch wenn dieser ein großes Opfer aus den eigenen Reihen forderte.
Nach dem Rückzug der Skekse befinden sich die Gelflinge in einer komfortablen Position. Alle Clans haben sich hinter einem gemeinsamen Ziel vereint, der General der Skekse (Stimme: Benedict Wong / Puppe: Kevin Clash) konnte besiegt und seine Truppen in die Flucht geschlagen werden und obendrein erbeuteten die Helden das abgebrochene Stück aus dem Kristall der Wahrheit, dem bei der Rettung von ganz Thra noch eine wichtige Bedeutung zukommen wird.
Das Imperium schlägt zurück
Wie die Skekse gedenken zurückzuschlagen, wurde in der Abspannszene der letzten Folge dann aber bereits angedeutet. Der Wissenschaftler SkekTek (Mark Hamill / Olly Taylor) erschafft mit Hilfe seiner Maschinen und der Macht des Dunklen Kristalls aus den Kadavern der armen Gruenaks und Arathim eine neue, tödliche Spezies: Die Garthim. Wer den Film von 1982 gesehen hat, weiß, welche Rolle die Garthim in der Geschichte von Thra spielen werden und welches Schicksal den Gelflingen nun bevorsteht. Die Garthim werden von den Skeksen nämlich als Werkzeug eingesetzt, um einen Genozid an der kompletten Spezies zu verüben. Jen, der Protagonist des Originalfilms, glaubt zu Beginn seines Abenteuers, der letzte seiner Art zu sein, so effizient arbeitet der Vernichtungsapparat der Skekse.
Trotz dieser scheinbar unvermeidbaren Tragödie soll uns in den folgenden Staffeln, sollte Netflix „Der dunkle Kristall“ fortsetzen, nicht zwangsweise eine hoffnungslose Geschichte oder ein deprimierendes Ende erwarten. Drehbuchautor und Showrunner Will Matthews verriet IndieWire, dass er und sein Kollege Jeffrey Addiss bereits genau wüssten, auf welches Ende sie mit der Serie hinarbeiten und wie die Handlung von „Ära des Widerstands“ in die Ereignisse des 1982er-Films münden würde.
„Als Jeff und ich Netflix die Show vor vier Jahren gepitcht haben, hatten wir bereits ein Ende, das uns sehr viel bedeutet. Wir hatten ein Ende, das den Film und das Problem [, dass die Gelflinge alle sterben, Anm. d. Red.] adressiert. Wenn wir Glück haben und mehr Staffeln bekommen, wird die Geschichte weitergehen und wir wissen bereits wohin – und sie wird hoffnungsvoller sein, als ihr vielleicht denkt“, so Matthews.
„Wir hören aufgrund dessen, was der Film darstellt, in Interviews oft das Wort mit G [Genozid]. Aber der Film ist eine ziemlich kleine Geschichte. Und eines der wiederkehrenden Leitmotive der Serie ist, dass die Geschichte viel größer ist, als wir es uns vorstellen, und weitaus komplexer. Thra ist sehr unberechenbar und es verhält sich zwar nach konstanten Regeln, diese müssen aber nicht zwangsweise so lauten, wie ihr denkt. Also seid vorsichtig, dass ihr nicht den Film schaut und annehmt, alles zu wissen.“
Staffel 2 mit großer Überraschung?
Staffel zwei von „Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands“ könnte dahingehend also auch für Kenner des Films einige Überraschungen bezüglich der historischen Entwicklungen in Thra bereithalten. Möglicherweise fällt der Tod der Serien-Helden bzw. ihre Rückkehr zu Thra gar nicht endgültig aus. Vielleicht schaffen die Serienmacher aber auch einfach nur einen neuen Kontext für die Ereignisse, in dem ihr Opfer als bedeutend oder ihr Ableben als friedlich, selbstbestimmt und positiv dargestellt wird. Vielleicht erwartet uns aber auch eine ganz andere Überraschung, die zeigt, dass ihr Schicksal noch überhaupt nicht besiegelt ist.
„Der dunkle Kristall“ und „Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands“ sind auf Netflix zu sehen.
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