Ein Film für eine neue Generation von Frauen
„Warum macht man gerade jetzt einen neuen ‚3 Engel für Charlie‘-Film?“ ist eine der ersten Fragen, die in der Interview-Runde an Elizabeth Banks gerichtet werden. Eine Frage, die in Zeiten eines Überhand nehmenden Fortsetzungs- und Reboot-Wahns durchaus berechtigt ist. Die Regisseurin und Drehbuchautorin erwidert darauf, dass ein Film mit weiblichen Action-Helden mittlerweile noch wichtiger geworden sei, als zu der Zeit, als sie ihre Idee Produktionsstudio Sony zum ersten Mal pitchte. Damals habe sie nämlich noch damit gerechnet, dass es die erste weibliche US-Präsidentin geben wird – doch nun steht statt Hillary Clinton mit Donald Trump bekanntermaßen ein Mann an der Spitze der Vereinigten Staaten, der nicht gerade für seine Achtung dem weiblichen Geschlecht gegenüber bekannt ist („Grab them by the pussy!“).
Und unter diesem Gesichtspunkt macht die Neubelebung eines Franchise, in dessen Mittelpunkt nun mal eine Organisation mit ausschließlich weiblichen Agenten steht und das schon immer für die Stärke von Frauen stand, nun mal durchaus Sinn. „3 Engel für Charlie“ sei dabei aber niemals aufdringlich feministisch, sondern vielmehr „verpackt für jedermann“ gewesen, erklärt Elizabeth Banks ihre Sichtweise auf die Film- und TV-Reihe noch. Und genau an diese Tradition wolle man nun auch anknüpfen.
Vor allem aber Kristen Stewart, die sich schon in der Vergangenheit oft und lautstark für Feminismus, Chancengleichheit und gegen Sexismus einsetzte, liegt das Thema offensichtlich stark am Herzen und so ergreift sie im Interview schnell die Initiative und schwärmt ausführlich von der Idee hinter „Charlie’s Angels“. Immerhin sei sie auch mit den Filmen von McG aufgewachsen, habe diese geliebt. „Wenn ich mal groß bin, will ich ein Engel sein“, habe sich die 29-Jährige als Kind gesagt – ein Wunsch, der nun tatsächlich Wirklichkeit geworden ist. Und auch sie betont noch einmal, dass genau jetzt die richtige Zeit für einen neuen „3 Engel“-Kinofilm ist. „Gerade weil es ein Netzwerk von Engeln gibt, […] die sich alle gegenseitig unterstützen und zusammen hart für einen wirklich guten Zweck arbeiten, ist es der richtige Film zur richtigen Zeit.“
Für alle Beteiligten war dabei aber wichtig, dass man auch eine neue Generation Engel zeigt, eine, die zur heutigen Zeit passt, mit der sich jede(r) identifizieren kann. „Die TV-Serie in den 70ern zeigte einen modernen Frauen-Typ, die Kinofilme vor fast 20 Jahren reflektierten die Welt zu dieser Zeit. Und nun tun wir das erneut“, sagt Max Handelman und meint damit, dass die neuen Engel eben keine perfekten Superheldinnen sind, wie noch Drew Barrymore, Lucy Liu und Cameron Diaz, sondern normale, junge Frauen – soweit sie das als Geheimagentinnen nun mal sein können.
Naomi Scott als Bezugsperson
Aus diesem Grund wurde auch die von Naomi Scott gespielte Elena Houghlin als Mittelpunkt des Films ausgewählt. Da sie zu Beginn des Films noch gar kein Engel ist, wird man als Zuschauer quasi mit auf ihre Heldenreise genommen. „Was ich an Elena liebe, ist, dass sie im Grunde die Zuschauer repräsentiert“, erklärt die 26-jährige Britin, die erst kürzlich als Jasmin im „Aladdin“-Realfilm zu sehen war. „Man sieht den Film durch ihre Augen. Sie reagiert auf all die Dinge, wie ganz normale Menschen auch reagieren würden. Und vor allem verkörpert sie die Idee, dass jede(r) ein Engel sein kann.“ Kristen Stewart greift diese Aussage dann auch direkt auf und führt weiter aus: „Wir alle sind komplett real und wenn wir zusammenarbeiten, können wir alles schaffen. Allein würde uns das nicht gelingen.“
Sie seien schließlich keine Superheldinnen – und das sei genau die Idee hinter der Neuinterpretation des Franchise, wie zuvor ja auch schon Elizabeth Banks betonte. „Es gibt absolut keinen Druck, irgendwer anderes zu sein, als wir selbst“, so Kristen Stewart, „Wenn man für ‚Charlie’s Angels‘ gecastet wird, denkt man natürlich zunächst, dass man sich ein Sixpack antrainieren muss und all das. Aber nein, wir mussten einfach nur komplett ehrlich und stark sein.“ Und auch auf die Frage, ob der Film die richtigen Leute wütend machen wird, nämlich all jene, die sich über jede Neuinterpretation einer beliebten Reihe aufregen, vor allem, wenn dadurch die Stärke von Frauen (noch mehr) in den Fokus gerückt wird, hat Kristen Stewart eine klare Antwort: „Manche haben diese merkwürdige Ansicht, dass Männer etwas gut können und Frauen etwas anderes gut können […] Und jeder, der so denkt, wird sich an dem Film stören!“