Eröffnungssequenz im nächtlichen Rio
Es ist Ende November in Potsdam, früh am Morgen, die Temperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt, unangenehmer Nieselregen fällt. Und es soll dennoch nicht mehr lange dauern, bis wir Kristen Stewart, Ella Balinska und Leinwand-Legende Patrick Stewart dabei zusehen dürfen, wie sie eine Actionszene drehen, die auf einer Dachterrasse in Rio de Janeiro spielt. Wie genau das im deutschen Spätherbst vonstattengehen soll, erfahren wir kurz darauf…
… nämlich durch eine gigantische Leinwand, die die Wände einer Studiohalle tapetenartig bedeckt und die nächtliche Skyline Rios samt Zuckerhut zeigt. Die Illusion funktioniert einwandfrei – auf dem Bildschirm, auf dem wir die Szene verfolgen, sieht es nämlich tatsächlich so aus, als befänden sich die Schauspieler im nächtlichen Brasilien. Und durch die durchgängig auf Hochtouren laufenden Heizungen, die, wie uns erzählt wird, täglich viele tausende Dollar an Stromkosten verschlingen, machen die angenehmen Temperaturen in der Halle das Südamerika-Feeling fast perfekt.
Wir sehen Kristen Stewart, die mit ungewohnter blonder Perücke und ultra-kurzem Glitzer-Kleid vor der Kulisse Rios sitzt und offensiv mit „Crazy Rich Asians“-Star Chris Pang flirtet. Sie kommen sich näher und näher, küssen sich fast – und zack: Kristen geht zum Angriff über. Die beiden liefern sich einen spektakulären Fight, bis die 29-Jährige ihren Widersacher schließlich überwältigen kann. Mittlerweile haben sie sich von der Terrasse in das dazugehörige, enorm kostspielig eingerichtete Apartment gekämpft. Die Anzug-tragenden Handlanger des offensichtlich steinreichen, am Boden liegenden Asiaten werden anschließend von einer dazustoßenden, komplett in schwarz gekleideten Gruppe Frauen zu Boden gerungen und wir sehen, wie sich eine Aufzugtür öffnet. Auftritt Patrick Stewart. Mit britischer Gelassenheit betritt er den Raum und begrüßt die Frauen: „Ausgezeichnet, Engel!“
Diese Szene ist es auch, die den ersten Trailer zu „3 Engel für Charlie“ einleitet. Und wie Produzent Max Handelman („Pitch Perfect“-Trilogie) erzählt, wird sie das auch mit dem gesamten Film tun – die Kuss-Kampf-Sequenz ist ein „Cold Opener“, wird also vor der Titelsequenz gezeigt. Wir sehen darin übrigens auch die allererste Begegnung der von Kristen Stewart und Ella Balinska gespielten Engel.
Spürbarer Spaß an der Arbeit
Der Dreh dieser Eröffnungssequenz dauert einige Zeit, vor allem die Kampfchoreographie von Kristen Stewart und Chris Pang lässt Elizabeth Banks viele Male wiederholen, bis von der Regisseurin schließlich ein „Ich bin sehr zufrieden! Wollt ihr nochmal?“ kommt – und das Ganze wieder von vorne beginnt. Ermüdungserscheinungen bei den Schauspielern: Fehlanzeige. Trotz der vielen Wiederholungen und der noch recht frühen Uhrzeit sind alle gut gelaunt und lachen viel. Jeder Beteiligte scheint hier nicht bloß seinen Job zu machen, sondern auch wirklich mit Leidenschaft am Werk zu sein.
Insgesamt ist die Freude an der Arbeit etwas, das uns den ganzen Tag über vermittelt wird. Vor allem auch die Chemie unter den Hauptdarstellerinnen scheint einfach zu passen, wie später auch im Interview mit ihnen mehr als deutlich wird. Unter anderem werden die drei Hauptdarstellerinnen dort nämlich gebeten, ihre Figuren im Film zu beschreiben – woraufhin Kristen Stewart diese etwa mit Hunderassen vergleicht. Ihre Sabina Wilson sei aufgrund ihrer Loyalität wie ein Labrador und Ella Balinskas Jane Kano wegen ihrer Physis wie ein Dobermann oder eine Deutsche Dogge. Bei Naomi Scotts Elena Houghlin, die im Film überhaupt erst zu einem von Charlies Engeln wird, fällt ihr allerdings nur ein nicht ganz so rühmlicher Vergleich ein: Sie sei wie so ein kurzbeiniger Corgi, die man als Lieblingshunde von Queen Elisabeth II. kennt. Alle drei – und auch ihre daneben sitzenden Kollegen Pang, Stewart und Banks – brechen in Gelächter aus, necken Naomi Scott, die noch schlagfertig klarstellt: „Aber auf meinen kurzen Beinen kann ich sehr schnell rennen!“