Die ganze Überraschung darüber, dass ein Komiker plötzlich Filme macht, die nicht oder weniger zum Lachen sind, beruht auf einem weit verbreiteten Missverständnis. Demnach seien Humor und Ernst unvereinbare Gegensätze. Daraus folge unter anderem: Wer Komödien wie „Bullyparade - Der Film“ drehe, könne keine Dramen. Stimmt nicht – und Michael „Bully“ Herbig gehört zu denen, die es beweisen.
Gemeinsam mit seinen Kollegen Christian Tramitz und Rick Kavanian blödelte sich Herbig von 1997 bis 2002 durch die Sketch-Show „Bullyparade“. Die Drei wurden damit bekannt und bereiteten so auch den Hit ihres Lebens vor, die Kino-Komödie „Der Schuh des Manitu“ (2001). Im Western-Klamauk setzten sie auf ähnlichen Humor. Damit gelang ihnen nach Zahlen von InsideKino der erfolgreichste Kinofilm in deutschen Kinos seit 1963. 11,7 Millionen Tickets wurden verkauft und der Regisseur hatte seinen Ruf weg: Statt Michael Herbig kannten ihn die Leute vor allem unter seinem Spitznamen Bully.
Als Schauspieler war Herbig anschließend auch in ernsteren, allerdings deutlich weniger erfolgreichen Filmen zu sehen, als Regisseur inszenierte er vor allem weitere Komödien mit „Bullyparade“-Vorgeschichte, ob „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ (2004) oder das Animations-Abenteuer „Lissi und der wilde Kaiser“ (2007). Mit „Bullyparade - Der Film“, der heute um 20.15 Uhr auf Sat.1 als Free-TV-Premiere läuft, ließen Herbig, Tramitz und Kavanian noch einmal ihre alten Rollen (darunter Winnetouch, Mr. Spuck und Schrotty) wiederaufleben, der Film ist eine Art „Best Of Bullyparade“ – gleichzeitig aber auch ein Abschied.
Bye bye Bully
2015 erklärte Michael Herbig im Zeit Magazin, dass er nie angetreten sei, Komödien zu drehen – die machten ihm zwar Spaß, seine aber auch deswegen, weil sie halt so gut ankamen. Sein Jugendtraum sei schlicht gewesen, Filme zu drehen. Auf die Frage, ob nach „Bullyparade“ Schluss mit lustig sei, antwortete Herbig: „Darauf wird es hinauslaufen. Ich bin jetzt 47 und ich weiß halt nicht, ob ich mit 50 noch in Frauenklamotten steigen möchte. Oder auf ein Pferd.“
„Ballon“ war dann 2018 ein harter Richtungswechsel mit Ansage: Der Film über die spektakuläre Flucht einer Familie aus der DDR ist ein Thriller und sieht aus wie Hollywood. Dass Herbig in diesem Stil inszenieren kann, war bereits in „Manitu“ und „Traumschiff“ zu erkennen – allerdings fehlten diesmal eben die Gags. Als nächstes will Michael Herbig den wahren Fall einer Soldatin ins Kino bringen, die auf ihrer Dienststelle missbraucht wurde und um Gerechtigkeit kämpft.