„Spider-Man: Far From Home“ spielt nach „Avengers: Endgame“. Dies macht zumindest der zweite Trailer zum zweiten Solofilm von Tom Holland als Spider-Man deutlich. Denn es wird mehrfach auf die Ereignisse in „Avengers: Endgame“ angespielt und unter anderem der Tod einer Figur dort thematisiert. Lange wollten die Macher von Marvel aber genau dies zurückhalten… und griffen dafür einmal mehr auf einen „lügenden Trailer“ zurück.
Denn wer sich die zwei Trailer zu „Spider-Man: Far From Home“ anschaut, findet eine Szene zwischen dem Titelhelden und Nick Fury (Samuel L. Jackson), die in beiden vorkommt, aber unterschiedlich synchronisiert ist. In der besagten Sequenz betäubt Nick Fury Peter Parkers Kumpel Ned (Jacob Batalon), um in Ruhe mit Spidey reden zu können. Im neuen Trailer sagt Nick Fury zu Peter dabei einleitend: „You are a very difficult person to contact, Spider-Man“ bzw. in der deutschen Fassung „Es ist äußert schwierig, dich zu kontaktieren, Spider-Man“. Die Szene beginnt bei einer Minute, neun Sekunden im Trailer:
Exakt dieselbe Szene findet sich aber auch im ersten Trailer, der im Januar 2019 veröffentlicht wurde. Doch Nick Fury sagt etwas ganz anderes: „So nice to finally meet you, Spider-Man“ bzw. „So schön, dass wir uns endlich kennenlernen, Spider-Man“. Bei ca. 43 Sekunden fängt die Szene im ersten Trailer an:
Mindestens einer der beiden Trailer lügt also. Wahrscheinlich ist, dass der neue Trailer nun wirklich die Szene aus dem Film zeigt (wobei wir Marvel mittlerweile zutrauen würden, dass es im Film noch eine dritte Variante gibt). Auf den Synchro-Trick konnte die Marketing-Abteilung übrigens zurückgreifen, weil Nick Fury im Schatten und leicht außerhalb des Bildes sitzt. Sein Mund ist erst beim Ausspruch „Spider-Man“ zu erkennen, der daher in beiden Versionen identisch am Ende kommt.
Es liegt deswegen durchaus der Verdacht nahe, dass Marvel die Szene sogar bewusst so gedreht hat, um später bei der Trailer-Synchro tricksen zu können. Denn damit wurden viele Fans und Journalisten auf eine falsche Fährte gelockt. Der Umstand, dass Nick Fury und Spider-Man sich in der Szene scheinbar das erste Mal treffen („kennenlernen“), sprach dafür, dass der Film vor den Ereignissen in „Infinity War“ und „Endgame“ spielt. Vor allem nach „Endgame“ musste man dies erst recht vermuten. Schließlich gibt es dort ein sehr einschneidendes und trauriges Ereignis, an dem beide Figuren teilnehmen. Und auch wenn sie On Camera keine Worte wechseln, dürften sie sich im Rahmen dieses Ereignisses schon kennengelernt haben. Aufgrund dieser Szene und des Kennenlernen-Dialogs in „Far From Home“ war eigentlich klar, dass „Far From Home“ vor „Infinity War“ spielen müsse – bis der zweite Trailer uns das Gegenteil gezeigt hat und enthüllte, dass im ersten Trailer gelogen wurde.
Marvels Trailer-Lügen: Eine lange Geschichte
Solche Tricks hat Marvel in der Vergangenheit schon oft gemacht, um die Fans auf falsche Fährten zu locken. Am bekanntesten ist dabei natürlich die „Infinity War“-Vorschau, wo Trailer (und auch Promobildmaterial) den Eindruck erweckten, dass der Hulk eine große Rolle bei der Schlacht von Wakanda spielt – was dann ja nicht der Fall war. Davon zu unterscheiden sind natürlich Szenen aus dem Trailer, die es einfach nicht in den Film geschafft haben, wie zum Beispiel Black Widow auf dem Schießstand in der „Endgame“-Vorschau. Wobei es natürlich auch im Trailer zu Marvels aktuellem Epos kleine Lügen gab (um zum Beispiel Thors Transformation zu verbergen) – auch mit Erfolg: So spekulierten wir in einem Special anhand der Haare von Scarlett Johansson über die mögliche Zeitlinie – und sind damit Marvel auf den Leim gegangen. Denn die Comic-Schmiede rechnete wohl damit, dass Fans und Journalisten Black Widows wechselnde Haare genauer unter die Lupe nehmen. Im Kino mussten wir dann sehen, dass ihre Frisur teilweise anders ist, als wir es aus der Vorschau kann. Sie wurde also für den Trailer am Computer verändert, um uns in die Irre zu führen.
„Spider-Man: Far From Home“ kommt am 4. Juli 2019 in die Kinos. Wir waren übrigens am Filmset, wo uns die Macher unter anderem verraten haben, dass James-Bond-Filme ihnen als Vorbild dienen.