Die Geschichte hinter dem Film ist fast interessanter als das Ding selbst: Milliardärserbe Andrew Getty, Enkel des Öltycoons J. Paul Getty (in „Alles Geld der Welt“ von Kevin Spacey Christopher Plummer und in „Trust“ von Donald Sutherland verkörpert) drehte über 15 Jahre lang einen Horrorfilm in seiner Privatvilla in den Hollywood Hills. Herausgekommen ist dabei mit „The Evil Within - Töte alles, was du liebst“ ein absolut einzigartiges Werk, das dem Publikum einen ungeschönten und oft schockierenden Blick in seine unruhige Psyche gestattet.
Darum geht’s in "The Evil Within"
Der geistig behinderte Dennis Peterson (Frederick Koehler) wird seit seiner Kindheit von schweren Alpträumen geplagt. Eines Nachts träumt er davon, wie ein Dämon (Michael Berryman) seinen Körper mit einem Reißverschluss öffnet und in ihn eindringt. Fortan wird er selbst im wachen Zustand von der unheiligen Kreatur terrorisiert. Das Wesen spricht zu ihm durch seine eigene Reflexion im Spiegel und animiert ihn dazu, Tiere zu töten und zu häuten. Dennis‘ Bruder John (Sean Patrick Flanery), der vor Jahren aus Schuldgefühlen die Vormundschaft für den jungen Mann übernommen und ihn zusammen mit seiner Freundin Lydia (Dina Meyer) bei sich aufgenommen hat, kommt dem Treiben seines gestörten Geschwisterchens nur langsam auf die Schliche…
Eine Alptraum-Produktion
Obwohl zahlreiche Schauspieler und Crewmitglieder noch während der Dreharbeiten das Projekt verließen und der Crystal-Meth-abhängige Regisseur Getty, der zu vielen der Horrorsequenzen von seinem Drogenalpträumen inspiriert wurde, Kulissen, Kamera-Equipment und sogar ein eigenes Post-Production-Studio notgedrungen selbst errichten musste, konnte „The Evil Within“ 2017 fertiggestellt und erstmals in den USA veröffentlicht werden. Von Cast und Crew blieb neben Horror-Ikone Michael Berryman („Hügel der blutigen Augen“) bis zum Schluss nur noch der zu Drehbeginn 28-jährige Hauptdarsteller Frederick Koehler übrig, der mit der fast unmöglichen Aufgabe betraut wurde, die Rolle des kindlichen Teenagers Danny über die folgenden 15 Jahre immer wieder zu spielen. Matthew McGrory („The Devil’s Rejects“) ist hier in seiner letzten Rolle zu sehen, er verstarb bereits 2005.
Auch Getty selbst erlebte die Premiere seines Filmes leider nicht mehr. Er verstarb im März 2015 an Magen-Darm-Blutungen, die aus seiner lebenslangen Drogensucht resultierten. Der finale Schnitt wurde daher von Produzent Michael Luceri übernomen.
In eigener Sache
Der Schreiber dieser Zeilen hat den Film übrigens schon gesehen und kann dafür einstehen, dass Gettys Mammutwerk zwar nicht unbedingt im klassischen Sinne gut, politisch korrekt oder auf der Höhe der Zeit ist, dafür aber zumindest unfassbar sehenswert. Wer Amateur-Kunst oder Indie-Horror auch nur im Entferntesten irgendetwas abgewinnen kann, sollte versuchen, sich auf „The Evil Within“ einzulassen. Der Film steckt voll von bizarren Einfällen, konfusen Dialogen und einer für viele Zuschauer sicher problematischen Auseinandersetzung mit dem Thema Behinderung, zählt aber vielleicht auch gerade deshalb zu den faszinierendsten Werken der jüngeren Vergangenheit.
Hier der Trailer noch einmal in englischer Sprachausgabe:
„The Evil Within“ erscheint am 22. Februar 2019 auf DVD und Blu-ray.