Am heutigen 30. November 2018 startet auf Netflix die neue Serie „Baby“ über zwei Teenager aus reichem Hause in Rom, die sich in die Prostitution stürzen, um ihren Alltagsproblemen zu entfliehen. Die Serie, die lose auf wahren Begebenheiten basiert, soll laut des amerikanischen Nationalen Zentrums für sexuelle Ausbeutung (NCOSE)* Prostitution verherrlichen und sexuellen Missbrauch an Kindern verharmlosen sowie Sexhandel von Minderjährigen als Prostitution ausgeben.
Die Organisation erklärt, dass in den USA jede Person unter 18 Jahren, die Sex gegen Geld tauscht, laut gesetzlicher Definition das Opfer von Sexhandel ist. Die Geschäftsführerin von NCOSE, Dawn Hawkins, sagt hierzu auf der offiziellen Seite der Organisation:
„Obwohl Netflix der Ground Zero der #MeToo-Bewegung war, scheint man dort absolut ahnungslos zu sein, wenn es um sexuelle Ausbeutung geht. Trotz des Protests von Überlebenden des Sexhandels, Fachexperten und Sozialdienstleistern fördert Netflix den Sexhandel, indem es darauf besteht, ‚Baby‘ zu streamen. Es ist offensichtlich, dass Netflix Gewinne vor Missbrauchsopfer stellt.“
Mit „Ground Zero der #MeToo-Bewegung“ bezieht sich Hawkins auf Netflix‘ Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen gegenüber dem ehemaligen „House Of Cards“-Star Kevin Spacey. Als diese Vorwürfe 2017 ans Licht kamen, feuerte der Streaming-Gigant den Schauspieler umgehend. Nun ginge es Netflix mit der neuen Serie laut Hawkins jedoch nur noch darum, Geld zu verdienen.
Offener Brief an Netflix
Bereits im Januar dieses Jahres haben die gemeinnützige Organisation NCOSE und 55 Überlebende von Sexhandel sowie Sachverständige, Sozialdienstleister und Befürworter der Abschaffung von sexueller Ausbeutung einen offenen Brief an die Führungskräfte von Netflix geschrieben, in dem sie unter anderem begreiflich machen wollten, dass es „keine ‚Baby-Prostituierten‘, sondern nur sexuell missbrauchte, ausgebeutete und vergewaltigte Kinder gibt“. Wie NCOSE-Geschäftsführerin Hawkins in ihrem Statement ausführt, habe Netflix jedoch nicht auf den offenen Brief reagiert, sondern „Baby“ lediglich als „provokant“ beschrieben. Die Serie sei jedoch kein bisschen provokant, sondern würde ganz einfach sexuelle Ausbeutung glorifizieren und das Leid zahlreicher Minderjähriger verharmlosen.
Diese wahre Geschichte steckt hinter "Baby"
Die Netflix-Serie ist inspiriert von einem Skandal namens „Baby Squillo“ (zu Deutsch: das Baby anrufen), der 2013 ans Licht kam. Es wurde öffentlich, dass 14- und 15-jährige Teenager aus reichem Hause in Italien ihre Körper für Geld anboten, um so an Designerklamotten zu kommen. Es wurden mindestens 40 Männer verdächtigt, mit den Minderjährigen Sex gehabt zu haben, und acht Sexhändler wurden festgenommen.
Darum geht es in "Baby"
Auf den ersten Blick sind Chiara (Benedetta Porcaroli) und Ludovica (Alice Pagani) ganz normale Teenager, die sich mit den alltäglichen Sorgen, Nöten und Ängsten von Heranwachsenden herumschlagen. Sie kommen aus gut betuchtem Hause und besuchen eine Privatschule in Rom. Auf der Suche nach sich selbst wählen sie aber einen unkonventionellen Weg: Die Mädchen stürzen sich nachts ins Rotlichtmilieu und bieten sexuelle Dienste an…
Die Proteste, die vom NCOSE ausgingen, haben daher (noch) wenig bewirkt, da Netflix die Serie ab heute zur Verfügung stellt. Hier könnt ihr euch den Trailer zur Serie ansehen und euch selbst ein Bild machen:
*Das nationale Zentrum für sexuelle Ausbeutung (NCOSE) ist eine gemeinnützige Organisation, die die Menschenwürde verteidigen und sexuelle Ausbeutung bekämpfen möchte, indem sie die Verbindungen zwischen sexuellem Missbrauch an Kindern, Prostitution, Sexhandel und der öffentlichen Gesundheits-Krise der Pornografie aufdeckt.