Kurz nach der Ausstrahlung der „The Walking Dead“-Episode, in der Andrew Lincoln als Rick Grimes aus der Serie ausstieg und damit auch scheinbar aus dem Franchise, ließ AMC die Bombe platzen: Die Fans müssen gar nicht Abschied von Rick nehmen, er verlässt nur die Mutterserie, wird aber in einer „Walking Dead“-Spielfilm-Trilogie auf AMC auftreten! Seine schweren Verletzungen, mit denen er per Hubschrauber aus der Mutterserien-Handlung auf Nimmerwiedersehen – so wollte man die Zuschauer in dem Moment noch Glauben machen – abtransportiert wurde, überlebt Rick also.
Nun sprachen Scott M. Gimple, früherer Showrunner der Serie und nun Mastermind des gesamten Franchises („Chief Content Officer“ nennt sich das), und AMC-Programmdirektor David Madden mit Entertainment Weekly und The Hollywood Reporter sehr ausführlich über die drei geplanten Filme und Ricks Zukunft, aber auch über die Ideen, die darüber hinaus für das „Walking Dead“-Universum geschmiedet werden.
Vorbild Netflix
Zunächst stellte Gimple sehr deutlich und vor allem ehrlich heraus, wo man sich die Inspiration für das aktuelle Vorgehen abgeguckt hätte: vom Streaming-Klassenprimus Netflix! Dieser Anbieter feiert große Erfolge mit seinen Netflix Originals, seien es Serien oder Filme, und hat sich mit diesen eigenproduzierten Inhalten ein weiteres Standbein neben dem reinen Streaming fremder Produkte aufgebaut. Erst kürzlich berichteten wir in einem ausführlichen Artikel, dass der Trend in Hollywood tatsächlich in die Richtung geht, Inhalte für einen Sender oder einen Streamingdienst vermehrt auch im eigenen Haus zu produzieren statt sie einzukaufen. So macht es Netflix, so wird es Disney mit seinem neuen Dienst Disney Play machen – und AMC hat sich da ordentlich was abgeschaut:
„Das Publikum soll unbedingt wissen, dass wir die Geschichte von Rick in diesen AMC Studios Original Films weitererzählen werden. Es soll nicht der Anschein erweckt werden, ‚oh, nun ja, er kann jederzeit auch wieder in die Serie wechseln‘. Wir erzählen Ricks Geschichte in einem anderen Medium, es werden diese AMC Studio Original-Filme sein. Sie werden höchstwahrscheinlich auf AMC zu sehen sein. In ihnen geht es um Rick Grimes. Wir erzählen, was nach dem Helikopterflug passiert, und es wird große, epische Unterhaltung. Jeder einzelne wird ein Qualitäts-Film. So läuft das jetzt in der Industrie. Wir haben gesehen, wir Netflix sowas macht, solche Studio-Filme, die sich die Leute zuhause anschauen können, und wir werden hier die gleiche Sache machen.“
Details zur Rick-Grimes-Trilogie
Über die Erklärung hinaus, nach welchem Vorbild man diese eigenproduzierten Spielfilme nun mache, verriet Gimple auch einiges zu dem Trilogie-Projekt an sich. Man wolle sehr bald mit der Produktion des ersten Films beginnen und höchstwahrscheinlich 2019 drehen, allerdings mit einem neuen Team – schließlich sei das erprobte „Walking Dead“-Team weiterhin mit der Serie und dem Spin-off „Fear The Walking Dead“ beschäftigt und das solle auch so bleiben. Da das Franchise nun mit dieser Trilogie und noch vielen möglichen anderen Filmen, Spin-offs, Prequels etc. wachsen soll, brauche man nun Verstärkung.
Dass man nun die Trilogie über Rick Grimes plane, bedeute nicht, dass man darüber hinaus zu einem späteren Zeitpunkt nicht noch mehr Geschichten über ihn zu erzählen hätte oder dass dies die einzigen Filme sein werden. Gimple bekräftigte die Absicht, dass man das Universum massiv auszubauen plane und uns noch viele weitere Ableger, auch zu anderen Figuren, erwarten könnten. Gerade bezüglich der Figur Rick Grimes erklärte er explizit: „Die Geschichte von Rick wird in Filmen weitergehen. Im Moment arbeiten wir an drei, aber wir sind diesbezüglich flexibel.“
Komplett neue Welt
Die Grimes-Trilogie betreffend stellte Gimple zudem klar, dass man nicht nur das Erzählmedium wechsle, sondern definitiv auch den Handlungsort: „Er fliegt in einem Helikopter weg, weg von Virginia, und es wird eine neue Welt zu sehen sein – eine völlig neue Situation in seiner eigenen Geschichte, völlig anders als das, was wir bisher gesehen haben.“
Nicht nur der Ort dürfte also neu sein, auch das Setting wird sich voraussichtlich stark von dem unterscheiden, was wir bisher in der Serien-Welt von „The Walking Dead“ kennengelernt haben. Die Gesellschaft, in die Rick abtransportiert wird, ist womöglich gänzlich anders mit der Zombie-Apokalypse umgegangen, lebt vielleicht unter ganz anderen sozialen und technischen Voraussetzungen. Eine Person werden wir auch in dieser neuen Welt zu sehen bekommen: Anne alias Jadis (Pollyanna McIntosh), die Ricks Rettung veranlasste.
Publikum soll nicht übersättigt werden
Man sei sich bei all den mannigfaltigen Plänen jedoch stets der drohenden Übersättigung bewusst. Scott Gimple versicherte so, dass man „eine ganze Reihe verschiedener ‚Walking Dead‘-Sachen‘ für die nächsten paar Jahre plane, „ein ganzes Universum voller Sachen“. Man werde das alles aber nicht auf einmal veröffentlichen: „Wir werden die Sachen über die Jahre verteilt veröffentlichen, um den maximalen Effekt zu erzielen. Wir wollen das Publikum nicht damit überschütten.“
Das, was man plane, umfasse neben den Filmen auch „Specials, sehr wahrscheinlich neue Serien, High-Quality-Digital-Content und dann auch noch einigen Content [also Inhalte/Formate], der sich im Moment noch jeder Beschreibung entzieht“. Ganz ehrlich: Was Gimple mit diesem unbeschreibbaren Content meint, darauf sind wir ganz besonders gespannt. Bezüglich neuer Serien wurde der CCO auch noch etwas spezifischer: Diese müssten nicht unbedingt immer die bislang übliche Staffelllänge haben, auch Mini-Serien seien geplant.
Neue und alte Figuren
Fans von bereits etablierten Figuren sollen dabei genauso auf ihre Kosten kommen wie die Freunde von neuen Settings und Protagonisten: „Wir werden in der Vergangenheit graben und einige altbekannte Figuren wiedersehen. Wir werden aber auch neue Figuren und Situationen einführen“.
Vor allem aber: Alles wird anders. Das wurde der gute Mann nicht müde zu betonen: „Wir wollen verschiedene Arten ausprobieren, diese Geschichten zu erzählen. Es ist sehr wichtig, dass sie sich wirklich von den bisherigen zwei Serien unterscheiden, sonst wären sie es nicht wert, gemacht zu werden. Wir wollen Fragen beantworten, die sich das Publikum bislang gestellt hat. Wir wollen andere Teile der Welt sehen. Wir wollen wirklich die Bedeutung dessen ausweiten, was ‚The Walking Dead‘ sein kann.“
Die neuen Episoden der neunten Staffel „The Walking Dead“ sind immer montags ab 21 Uhr auf dem Fox Channel zu sehen und stehen anschließend bei Sky Go, Sky Ticket und Sky On Demand zum Abruf bereit.