Der Serienmarkt boomt weiterhin. Das zeigt sich aber nicht nur an hochwertigen Produktionen aus dem Ausland, sondern immer mehr auch an spannenden, neuen seriellen Stoffen aus Deutschland. Mit preisgekrönten Formaten wie „Babylon Berlin“, „Dark“ oder „4 Blocks“ haben gerade Pay-TV- und Streaming-Anbieter in jüngerer Vergangenheit eine ganze Reihe packender und aufwendig inszenierter Serien made in Germany hervorgebracht, die auch international für Furore sorgen und sich vor der US-Konkurrenz nicht verstecken brauchen.
„Dark“ und „4 Blocks“ sind untypische Vertreter deutscher Serien, denn sie fallen in die Genres „Mystery“ bzw. „Gangster-Thriller“ – und suchen in Sachen Qualität hierzulande ihresgleichen. Während wir uns bis zur Fortsetzung der Mystery-Netflix-Serie „Dark“ noch etwas länger gedulden müssen, geht die Gangster-Geschichte „4 Blocks“ schon jetzt in die zweite Staffel. Und die zwei Auftaktfolgen machen trotz ihres gemächlichen Aufbaus Lust auf mehr!
So geht es in "4 Blocks" weiter
Die zweite Season „4 Blocks“ setzt ein Jahr nach dem Ende der ersten an. Während Abbas (Veysel Gelin), der Bruder des arabischen Clanchefs Toni Hamady (Kida Khodr Ramadan), wegen des Mordes an einem Polizisten in der Haft auf die Urteilsverkündung wartet, hat sich Toni selbst nach dem Tod seines Freundes, des verdeckten Ermittlers Vince (Frederick Lau), wieder voll und ganz dem Gangster-Dasein verschrieben. Inzwischen hegt er große Expansionspläne, um die Kontrolle über die Berliner Unterwelt gänzlich an sich zu reißen. Das wollen sich die bisherigen Platzhirsche, die al-Saafis, aber nicht gefallen lassen. Ein Krieg scheint unvermeidlich...
Konsequente Fortführung
Es sind zwar sowohl in der Realität als auch innerhalb der Handlung inzwischen stolze zwölf Monate verstrichen, doch setzt die zweite Staffel „4 Blocks“ das, was die erste begonnen hat, nun sehr nahtlos und konsequent fort. Konflikte, die zuvor schon angelegt waren, werden erneut aufgegriffen und ausgebaut, allen voran Tonis prekäre familiäre Lage, seine auf Gegenseitigkeit beruhenden Vertrauensprobleme mit seinem hitzigen Bruder und natürlich der erbitterte Konkurrenzkampf zwischen den Hamadys und den al-Saafis, der in der ersten Staffel nur am Rande angedeutet wurde, nun aber zum zentralen Dreh- und Angelpunkt wird.
Wie schon bei der Undercover-Story in Season eins hält sich das eingespielte Autoren-Trio Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf auch bei der Ausgestaltung ihres Bandenkrieges relativ nah ans klassische Gangster-Genre-Einmaleins. Im Ringen um die kriminelle Vorherrschaft in Berlin folgt Vergeltungsschlag auf Vergeltungsschlag, Familien werden bedroht, Seiten werden gewechselt. Dabei spitzt sich die Lage zunächst recht langsam zu. In den ersten zwei Folgen der zweiten „4 Blocks“-Staffel werden vor allem die verschiedenen Spieler in Position gebracht.
Allzu viel passiert dadurch im Grunde erstmal nicht, doch der behutsame Aufbau dürfte sich umso mehr auszahlen, sobald die angespannte Situation endgültig eskaliert (wovon wir an dieser Stelle einfach mal ausgehen). Ähnlich wie in Season eins brodelt es aber auch in der Fortsetzung von Anfang an schon in so gut wie jedem Gespräch unter der Oberfläche. Egal, ob in Dialogen zwischen Eheleuten, Brüdern, Gang-Kumpanen oder verfeindeten Clan-Chefs, stets hat man das Gefühl, dass auch simple Unterhaltungen auf die eine oder andere Weise aus dem Ruder laufen könnten, die resultierende Spannung bleibt auf einem konstant hohen Niveau.
Abtauchen in die Unterwelt
Obwohl auch in Staffel zwei im Kern nichts erzählt wird, was Fans des Genres nicht mindestens bekannt vorkommt, hat das Ganze dabei trotzdem auch diesmal wieder seinen ganz eigenen Flair. Der Einblick in die von arabischen Clans umkämpfte Berliner Unterwelt mutet so authentisch an wie und je, wird dabei von den neuen Regisseuren Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“, „Das Experiment“) und Özgür Yildirim („Blutsbrüdaz“, „Nur Gott kann mich richten“) aber in noch stimmungsvollere Bilder gepackt.
Ohnehin wirkt alles eine Nummer größer: Die Hamadys legen sich mit (bislang) übermächtigen Feinden an und gehen dafür auch internationale Bündnisse ein, wie der Einstieg in Beirut zeigt. Großen Anteil an dem naturalistischen Eindruck hat einmal mehr aber auch der Cast. Insbesondere Kida Khodr Ramadan und Rapper Veysel, ohnehin beide mit natürlicher Präsenz gesegnet, gehen noch mehr in ihren Rollen auf als zuvor.
Trotz aller Vorzüge der neuen „4 Blocks“-Folgen besteht allerdings die Gefahr, dass sich die Autoren bei Toni ein wenig im Kreis drehen werden. Wie nachvollziehbar ist es, dass das Hamady-Oberhaupt nun wieder komplett kriminell wird und nicht jetzt erst recht den zuvor schon geplanten, gegenteiligen Weg einschlägt? Schließlich hat sich Vince im blutigen Showdown der ersten Staffel für ihn geopfert…
Doch lässt sich das definitiv noch verschmerzen, nicht zuletzt, da es mitreißend ist, wie Toni nach seinen durchgehenden Skrupeln und Ausstiegsplänen in Season eins nun mal im Gangster-Modus richtig von der Leine gelassen wird. Da er aber noch sehr an seiner Tochter und seiner Frau hängt, die (Überraschung!) von seinem Rückfall nicht gerade begeistert ist, deutet vieles darauf hin, dass er am Ende wieder genau dort landen könnte, wo er schon zu Beginn der ersten Staffel war. Vielleicht steckt er mittlerweile aber auch zu tief drin, um noch einmal die Kurve zu kriegen, was zwar die tragischere, aber auch wesentlich spannendere Entwicklung wäre.
Fazit
Die zweite Staffel von „4 Blocks“ ist die Ruhe vor dem Sturm. Sie kommt etwas langsamer in Fahrt als die erste, setzt aber schon zu Beginn vielversprechende Hebel für eine packende und kompromisslose Gangster-Geschichte in Bewegung, die in ihrer Gesamtheit dem starken Auftakt in nichts nachstehen dürfte.
Die sieben neuen Folgen von „4 Blocks“ sind ab dem heutigen 11. Oktober 2018 immer donnerstags um 21.00 Uhr beim Pay-TV-Sender TNT Serie zu sehen, der unter anderem über Sky, Unitymedia und die Telekom empfangen werden kann. Parallel dazu können die Folgen auch über den Streamingdienst Sky Ticket abgerufen werden.