Wie auch das Weltraum-Drama „Gravity“ feierte jetzt auch „Roma“, eine komplett in Schwarz-Weiß gehaltene, im Mexiko City der 70er angesiedelte Familiengeschichte, seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig. Und wie „Gravity“ kam auch Alfonso Cuaróns neues Werk bestens an. Ein großer Unterschied (neben den völlig verschiedenen Handlungen und Stilen): „Roma“ wurde für Netflix gedreht, wo der Film demnächst erscheinen soll. Der Streamingdienst will das Drama allerdings auch in ausgewählten Kinos zeigen, um es damit für die Oscars zu qualifizieren. Auch deutsche Zuschauer sollen „Roma“ auf der großen Leinwand sehen kriegen – und das dürfte angesichts der ersten Kritiken ein wahrer Kino-Genuss sein.
Das halten die Kritiker von "Roma"
Mit den Kritiken-Sammelseiten metacritic und Rotten Tomatoes haben wir uns einen Überblick darüber verschafft, wie „Roma“ bei den Kollegen, die ihn in Venedig bereits gesehen und ihre Kritiken veröffentlicht haben, angekommen ist. Auf metacritic steht das Drama derzeit bei 97 von 100 Punkten (neun Kritiken), auf Rotten Tomatoes bei 93 Prozent (14 Kritiken).
Alonso Duralde von The Wrap etwa bezeichnet „Roma“ als „Meisterwerk, das von Herzen kommt“. Regisseur und Drehbuchautor Alfonso Cuarón sei es bestens gelungen, Stimmung und Nostalgie auszudrücken – er verarbeitet in der durch die Augen der Haushälterin Cleo (Debütantin Yalitza Aparicio) gezeigten Geschichte sein eigenes Aufwachsen in Mexiko, seine „Fähigkeiten als Geschichtenerzähler und Übersetzer der menschlichen Erfahrung sind dabei nicht von der Größe der Produktion abhängig“. Cuarón brauche also nicht die Sets und Technik von „Gravity“ oder der Sci-Fi-Dystopie „Children Of Men“, um nachhaltige Wirkung zu erzielen.
„Roma“ mag nicht der Memoiren-Film sein, den viele von einem so experimentierfreudigen, manchmal schlüpfrigen, Sci-Fi- und Fantasy-orientierten Filmemacher erwartet haben mögen, aber „er ist absolut frisch, selbstsicher, überraschend und entzückend schön“, schließt Todd McCarthy seine Kritik im Hollywood Reporter.
„Roma“ gehört mit seinen wunderhübschen Schwarz-Weiß-Bildern auf die große Leinwand, dürfte aber auch auf dem Fernseher noch wirken. Eric Kohn betont in seiner Besprechung auf IndieWire die Intimität, die Cuarón erreiche, auch Peter Bradshaw vom Guardian spricht von einem „intimen Drama, das uns gefühlt in Echtzeit einen Zugang zu dem häuslichen Leben“ der Protagonisten ermöglicht.
Waren die Kritiken, aus denen bisher zitiert wurde, allesamt im metacritic-Bereich 90+, sieht Owen Gleiberman von Variety den Film zwar immer noch positiv, hält ihn aber eben nicht für ein Meisterwerk – dazu sei „Roma“ viel zu glatt. „Er ist wunderschön gemacht, aber man mag sich eher sanft hineingezogen fühlen als tief berührt.“ Eine „vulgärere“ Version des Films wäre „nicht so ein Kunstobjekt“, würde aber wahrscheinlich mehr in den Zuschauern auslösen.
Darum geht’s in "Roma"
Mexico City in den frühen 70ern: Haushälterin Cleo schrubbt die Einfahrt sauber, weil der Familienhund mal wieder überall hingekackt hat. Das wird im kommenden Jahr noch ein paar Mal passieren, ansonsten aber stehen einige Veränderungen an: Denn das Familienoberhaupt wird ausziehen und Cleo eine sehr schwierige Zeit mit ihrem Freund durchzustehen haben…