Ein Regisseur mit „Visionen“:
(Alb-)Träume auf der Leinwand
Es ist fast schon ein Klischee: Ein Künstler hat einen lebhaften Traum und aus diesem Traum erwächst ein Werk. Aber bekanntlich steckt in jedem Klischee ein Fünkchen Wahrheit und so sind wir nicht sehr überrascht, als uns Regisseur Corin Hardy erzählt, dass auch er Geträumtes in seine Arbeit einfließen lässt. Doch am meisten habe ihn Gary Daubermans Drehbuch inspiriert, bei der Lektüre seien ihm direkt Dutzende visuelle Ideen gekommen, die er sofort skizziert habe.
Schon als Kind hat der Engländer Hardy sich für das filmische Handwerk begeistert, Masken und Figuren gebastelt und kleine Super-8-Horrorfilme mit selbstgemachten Spezialeffekten gedreht. Dabei experimentierte er sogar mit Stop-Motion-Technik, um diverse Monster und Zombies zum Leben zu erwecken. Die lebhafte Fantasie, die er als Jugendlicher beim Filmen in der Garage mit Schulkameraden zeigte, hat sich der 1975 geborene Hardy bis heute erhalten. Davon zeugen nicht nur seine fantastischen Konzeptzeichnungen für „The Nun“, sondern auch seine bisherigen Arbeiten.
Bereits Hardys 27-minütiger Animationsfilm „Butterfly“ von 2003 (der erste offizielle Eintrag in seiner Filmografie) beeindruckt mit fantasievollen, traumähnlichen Bildern. Von diesem Stop-Motion-Drama war Charakterdarsteller Demián Bichir so begeistert, dass er unbedingt mit Hardy arbeiten wollte und die Hauptrolle übernahm – dabei hat der aus Mexiko stammende Schauspieler sonst nicht viel mit Horror am Hut. Tatsächlich ist die Herangehensweise des Regisseurs an das Genre ganz persönlich, geradezu intim. So ist der Schrecken in Hardys Langfilmdebüt „The Hallow“ auf ergreifende Weise mit einem Familiendrama verbunden: Ein junges Paar mit Baby zieht in ein entlegenes Haus in der Wildnis Irlands und wird dort von dämonischen Waldgeistern heimgesucht...
Wie in „The Hallow“ das Unheimliche ganz organisch aus der Natur erwächst, das könnte auch die Richtung für „The Nun“ vorgeben – nun lauert das Grauen tief in den Wäldern Rumäniens. Hier geht es ganz klassisch um Urängste, aber auch um ein Abenteuer wie bei Indiana Jones. Dazu lässt sich Corin Hardy von Horrorklassikern inspirieren und nennt Vorbilder von Ray Harryhausen über „Der Exorzist“ bis Guillermo del Toro. All diese Einflüsse fügen sich bei ihm zu einer ganz eigenen Stimme und alles deutet darauf hin, dass Corin Hardy dem „Conjuring“-Universum spannende neue Facetten hinzufügen kann.