Die Heimat des Vampirs „infiziert“ und inspiriert die Nonne:
Horror aus dem Lande Draculas
Natürlich spielt es auch für eine mittelgroße Produktion wie „The Nun“ eine wichtige Rolle, dass es kostengünstiger ist, in Osteuropa zu drehen als in Hollywood, New York oder London. Aber von wenigen Szenen abgesehen, die in Philadelphia und im Vatikan spielen, dienen die rumänischen Locations in „The Nun“ nicht wie sonst so oft als Doubles von Handlungsorten in den USA oder anderswo. Und nur nebenbei bemerkt: Zumindest was den Kirchenstaat angeht, hat man mit dem monströsen Parlamentspalast, den der einstige Staatschef Nicolae Ceaușescu in Bukarest errichten ließ, einen protzigen Prunkbau gefunden, der sich vor keinem vatikanischen Palast verstecken muss:
Im Zentrum stehen aber die Originalschauplätze in Rumänien, die durch verblüffend akkurate Studiokulissen ergänzt werden. Die urtümlichen Wälder und Landschaften, die Friedhöfe, Schlösser und Klöster Transsilvaniens (deutscher Name: Siebenbürgen) spielen eine Hauptrolle in „The Nun“ und geben dem Film damit eine Note, die sich von dem Haunted-House-Horror in „Conjuring“ und Co. angenehm abhebt. Und auch wenn man nicht in Draculas Schloss selbst gedreht hat (das der historische Graf sowieso wahrscheinlich nie betreten hat), ist der lange Schatten des berühmtesten Vampirs der Literatur- und Filmgeschichte überall im Lande zu spüren und der blutrünstige Herr hat auch in „The Nun“ zumindest indirekt seine Spuren hinterlassen, wie Regisseur Corin Hardy freimütig zugibt.
Selbst ohne den Fürst der Finsternis sorgen das Setting in teils fast noch wilder Natur und die alten Bauten Siebenbürgens (wie etwa die Burg Hunedoara aus dem 14. Jahrhundert) sowie die an den historischen Gebäuden orientierten Studiobauten für ein urwüchsiges Gruselgefühl. Dazu kommt die archaische Klosterwelt mit ihren jahrhundertealten Ritualen und eine auf den ewigen Grundkonflikt zwischen Gut und Böse zugespitzte Story – die Heimat Draculas wird zum atmosphärischen Schauplatz eines zeitlosen Kampfes.