YouTube ist längst viel mehr als eine Plattform für Katzenvideos und Menschen, die lustig stolpern: Hinter dem Videodienst von Google steckt mittlerweile eine ganze Industrie und viele Videos werden über hundert Millionen Mal aufgerufen. Wenn Staaten YouTube dichtmachen, so wie es etwa in der Türkei mehrfach passierte und in China seit 2008 nahezu durchgehend der Fall ist, haben es die betroffenen Zuschauer also mit umfangreicher Zensur zu tun. In Ägypten entschied das oberste Gericht nun (via Deadline), dass YouTube für einen Monat gesperrt werden soll – Anlass ist ein sechs Jahre alter Film.
Warum die Aufregung um "Innocence of Muslims"?
Die Entscheidung ist das Ergebnis eines seit 2013 laufenden Gerichtsprozesses um den Film. Viele Muslime empfinden Szenen aus dem Film als beleidigend, weil in vielen der bisher online verfügbaren Ausschnitten der Religionsstifter Mohammed verspottet wird. Die erste Aufregung um „Innocence of Muslims“ liegt ganze sechs Jahre zurück: Damals demonstrierten Menschen in arabischen Ländern gegen den Film, es kam kurz darauf zu möglicherweise damit in Verbindung stehenden Angriffen auf Botschaften und Konsulate der USA. Mindestens dreißig Menschen starben in Ausschreitungen.
Deadline schreibt unter Verweis auf andere Medienberichte, dass die neue ägyptische Gerichtsentscheidung vom Samstag final und kein Einspruch dagegen mehr möglich sei. Die Branchenkollegen veröffentlichten ihren Artikel gestern – und berichten von einer Quelle vor Ort, nach deren Angaben YouTube zu diesem Zeitpunkt in Ägypten trotz der Auflage noch online gewesen sein soll. Dieselbe Quelle sagte, dass derzeit eine schlechte Zeit wäre, YouTube in Ägypten zu blockieren. Offenbar sind die Abrufzahlen während des Fastenmonats Ramadan (16. Mai bis 14. Juni 2018) nämlich besonders hoch.
