Spätestens seit seiner Titelrolle in Peter Jacksons „Der Hobbit“-Trilogie ist Martin Freeman ein echter Star. Seit 2010 spielt er zudem in der BBC-Serie „Sherlock“ den treuen Gefährten Dr. Watson an der Seite von Benedict Cumerbatch. Seit diesem Donnerstag ist er nun in einer wichtigen (und ziemlich komischen) Nebenrolle in dem auf dem gleichnamigen Theaterstück basierenden Grusel-Schocker „Ghost Stories“ in den deutschen Kinos zu sehen. Darin untersucht der Wissenschaftler Professor Philip Goodman (Andy Nyman) scheinbar übernatürliche Phänomene, um sie als Fakes zu entlarven. In einer der Episoden spielt Freeman den selbstsüchtigen Geschäftsmann Mike Priddle, der es mit einem ziemlich fiesen Poltergeist zu tun bekommt, während er zuhause auf die Rückkehr seiner hochschwangeren Frau wartet…
FILMSTARTS: Zum Einstieg direkt erst mal eine ganz grundlegende Frage: Glaubst du an Geister?
Martin Freeman: Es ist etwas intrinsisch Menschliches, an Geister oder etwas Übernatürliches zu glauben. Prinzipiell halte ich die Existenz von Geistern für möglich, auch wenn ich selbst noch nie einem begegnet bin.
FILMSTARTS: „Ghost Stories“ war ursprünglich ein Theaterstück der Regisseure Jeremy Dyson und Andy Nyman, die es nun auch selbst verfilmt haben. Obwohl es lange sehr erfolgreich in Londoner Theatern aufgeführt wurde, hast du selbst es nie gesehen – und trotzdem bei der Verfilmung eine Rolle übernommen. Warum?
Martin Freeman: Jeremy Dyson und Andy Nyman kenne ich bereits von meiner Zeit beim „British Comedy Circle“. Sie haben mir das Skript gegeben und ich habe es auf Anhieb wirklich gemocht. Ich treffe meine Rollenauswahl immer auf Basis der Bücher. Ich mag einfach gut erzählte Geschichten, das können Komödien-, Science Fiction- oder Horror-Stoffe sein. Das ermöglicht mir auch eine große Abwechslung und ein Springen zwischen den Genres.
FILMSTARTS: Du spielst in „Ghost Stories“ einen Geschäftsmann namens Mike Priddle. Findest du, dass auch er, ähnlich deiner Rolle als Dr. Watson in der BBC-Serie „Holmes“, ein typischer Brite ist?
Martin Freeman: Was ihn britisch macht, ist seine Art zu reden und sein Kleidungs- und Lebensstil. Aber darüber hinaus ist diese Figur ein selbstsüchtiger und geldgieriger Banker. Ich denke, solche Charaktere sind nicht „typisch britisch“, solche gibt es überall auf der Welt.
FILMSTARTS: Ist dir bei Jeremy Dyson und Andy Nyman ein bestimmter Inszenierungsstil aufgefallen, den du bisher tatsächlich eher von der Bühne kennst?
Martin Freeman: Es gibt im Film tatsächlich kaum Spezialeffekte, die erst in der Postproduktion hinzugefügt wurden. Die Effekte wurden direkt beim Dreh vor der Kamera so aufgenommen, wie sie hinterher im Film zu sehen sind. Wenn etwa Windeln durch die Gegend fliegen, ist das am Set genau so passiert. Das hat einen starken Einfluss vom Theater, ja.
FILMSTARTS: Ohne zu viel verraten zu wollen, finde ich eine überraschende Wendung in „Ghost Stories“ in Verbindung mit einem hervorragenden Masken-Trick besonders gelungen. Wie siehst du diese Szene?
Martin Freeman: Tatsächlich war das eine der Szenen, weswegen ich die Rolle angenommen habe. Eine ähnliche Szene gibt es auch in „Mord mit kleinen Fehlern“, einem Film, den ich besonders als Kind geliebt und nach der Schule immer wieder gesehen habe. Michael Caine hat mich inspiriert und unterbewusst dafür gesorgt, dass ich Schauspieler werden wollte. Ich habe zuvor keinen anderen Schauspieler gesehen, der so gesprochen und so ausdrucksvoll gespielt hat wie er.
Zwei Regisseure zum Preis von einem
FILMSTARTS: Wie lief die Zusammenarbeit mit dem Regie-Duo ab? Gab es am Set von „Ghost Stories“ eine bestimmte Arbeitsteilung zwischen Jeremy Dyson und Andy Nyman?
Martin Freeman: Sie haben tatsächlich vom Schreiben des Stückes bis hin zum fertigen Film alle Prozesse gemeinsam begleitet. Sie harmonieren dabei in allen Bereichen und haben sich tatsächlich jede Aufgabe 50/50 aufgeteilt. Das liegt aber auch daran, dass sie sich schon seit 1981 kennen. Da Andy Nyman selbst Schauspieler ist, spricht er vielleicht etwas eher mit den Darstellern über die Interpretation ihrer Rollen.
FILMSTARTS: Du kennst ja sicherlich die mysteriösen Ereignisse, die die Produktion der drei „Poltergeist“-Filme begleitet haben. Ist bei euch während der Dreharbeiten etwas ähnlich Gruseliges passiert?
Martin Freeman: Ja, Trump wurde gewählt (schmunzelt). Der Morgen, an dem wir das am Set erfahren haben, war gruselig und witzig zugleich. Das war tatsächlich unsere ganz eigene Geistergeschichte.
FILMSTARTS: Jetzt, wo der Film veröffentlicht ist: Würde es dich reizen, in einer Inszenierung des „Ghost Stories“-Theaterstücks mitzuspielen, wenn dich Jeremy Dyson und Andy Nyman fragen würden?
Martin Freeman: Das wäre davon abhängig, wie lang das Stück laufen würde. Je länger, desto unwahrscheinlicher wäre es.
Die Zukunft: Zombies und Netflix
FILMSTARTS: Du hast auf beiden Seiten des Atlantiks gearbeitet, in Großbritannien und in den USA. Worauf möchtest du dich künftig fokussieren?
Martin Freeman: Ich hoffe, ich kann weiterhin in England arbeiten. Manchmal mag ich es, zu reisen und an anderen Orten zu sein, aber ich bin abends gern zuhause bei meiner Familie und meinen Kindern. Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre ich gern zwei Drittel der Zeit in England.
FILMSTARTS: Welche weiteren Projekte stehen aktuell bei dir an?
Martin Freeman: Im Juni erscheint auf Netflix ein Film namens „Cargo“, der im Jahr 1916 in Australien spielt. Das wird ein spannender Genrefilm mit Zombieelementen.
„Ghost Stories“ läuft seit dem 19. April 2018 in den deutschen Kinos!