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    Nie wieder "Mad Max"? Warum ein Rechtsstreit das Aus für das Endzeit-Franchise bedeuten könnte

    Mit „Mad Max: Fury Road“ hat Regisseur George Miller seiner apokalyptischen Action-Saga 2015 wieder neues Leben eingehaucht. Ein Rechtsstreit zwischen Millers Produktionsfirma und Warner Bros. gefährdet nun alle Pläne für weitere Filme der Reihe.

    Warner Bros.

    Wie wir bereits im November 2017 berichteten, hat der australische Regisseur George Miller mit seiner Firma Kennedy Miller Mitchell das Studio Warner Bros. wegen eines nicht gezahlten Bonus in Höhe von sieben Millionen Dollar für die Produktion von „Mad Max: Fury Road“ verklagt. Nachdem das Oberste Gericht des australischen Bundesstaats New South Wales entschieden hat, dass der Fall in Sydney verhandelt wird und nicht in Kalifornien, kommen nun Dokumente ans Licht, die das Ausmaß des Zerwürfnisses verdeutlichen.

    Der Sydney Morning Herald zitiert aus Unterlagen, in denen Kennedy Miller Mitchell der Gegenpartei Warner vorwirft, „eigenmächtig, anmaßend oder verwerflich“ („high-handed, insulting or reprehensible“) gehandelt zu haben. Dadurch habe das Studio die Basis für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit „zerstört“. Entsprechend steht die Zukunft von „Mad Max 5“ und „Mad Max 6“, deren Drehbücher bereits fertig in der Schublade liegen, weiter in den Sternen. Denn Warner und Miller müssten dieses zerstörte Vertrauen reparieren. Warner weist die Anschuldigungen übrigens zurück und hat Berufung gegen die Entscheidung eingelegt, in Australien zu verhandeln.

    Warner verweigert Bonuszahlung wegen Budgetüberschreitung

    Darum geht es konkret: Ein entscheidender Punkt beim vorliegenden Fall ist die Höhe der abschließenden Nettokosten (final net cost) des Films. Von diesem Betrag hängt es nämlich ab, ob der Produktionsfirma Kennedy Miller Mitchell ein Bonus von sieben Millionen US-Dollar dafür zusteht, „Mad Max: Fury Road“ für weniger als das vereinbarte Budget von 157 Millionen Dollar fertiggestellt zu haben. Während Millers Firma angibt, dass sich die besagten Nettokosten auf 154,6 Millionen Dollar belaufen, geht Warner von einem Betrag in Höhe von 185,1 Millionen aus.

    Aber das ist nicht der einzige Streitpunkt. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Positionen aus den zitierten Gerichtsunterlagen für euch zusammen. Sie bieten zugleich einen Blick hinter die Kulissen der extrem schwierigen und langwierigen Produktion des mit sechs Oscars ausgezeichneten Action-Reißers, die sich über Jahre hingezogen hat.

    Das sagen George Miller und seine Firma:

    Warner Bros. habe darauf bestanden, dass bestimmte Szenen des Drehbuchs nicht umgesetzt werden – darunter die um Immortan Joes Zitadelle - und dass ein neues Ende gedreht wird.

    Nach Vorlage des Rohschnitts hätten Entscheidungen des Studios für „gravierende Änderungen und Verzögerungen“ gesorgt. Auf Veranlassung von Warner habe es mindestens zehn interne Screenings des Films gegeben und nach jedem seien weitere Änderungen gefordert worden.

    Warner habe einen vorgelegten Plan für Nachdrehs Ende 2013 genehmigt, einschließlich des Rücktransports vieler Fahrzeuge von Afrika nach Australien, die dafür nötig war. Die veranschlagten zusätzlichen Kosten von 31 Millionen Dollar sollten bei der Berechnung der abschließenden Nettokosten unberücksichtigt bleiben.

    Das sagt Warner:

    Kennedy Miller Mitchell habe statt des vertraglich vorgesehenen 100-Minuten-Films mit einer Freigabe von höchstens PG-13 einen 120-Minuten-Film mit R-Rating (für Jugendliche eingeschränkt) abgeliefert.

    Das Budget sei von der Produktionsfirma ohne schriftliche Genehmigung des Studios „deutlich überschritten“ worden. Die Kosten seien so explodiert und die Verzögerungen so beträchtlich gewesen, dass es ohne die vom Studio angestrebten Änderungen nicht möglich gewesen sei, den Film termingerecht und zu den vereinbarten Gesamtkosten fertigzustellen. Der Kinostart sei letztlich um 14 Monate verschoben worden und die Nettoproduktionskosten seien um 31 Millionen auf insgesamt 185,1 Millionen Dollar gestiegen.

    Kennedy Miller Mitchell habe sich 2013 bereiterklärt, einen Teil der Kosten für die Zusatzdrehs zu übernehmen.

    Das Studio habe um ein alternatives Ende gebeten, aber nicht darauf bestanden.

    So ist die Lage einzuschätzen:

    In den meisten Punkten werden so extrem gegensätzliche Sichtweisen vertreten, dass ein Kompromiss auf den ersten Blick undenkbar scheint. Hat Warner tatsächlich die 31 Millionen Dollar für die Nachdrehs genehmigt und zugestimmt, dass sie nicht unter die Nettokosten fallen sollen? Dass das Studio selbst ebenjenen Betrag von 31 Millionen als Budgetüberschreitung verbucht, ist sicher kein Zufall. Es ist von außen unmöglich einzuschätzen, wer hier Recht hat und Recht bekommt, aber eines steht für den Moment jedenfalls fest: Das Tischtuch zwischen George Miller und Warner Bros. ist zerschnitten. Ein neuer „Mad Max“-Film ist da nicht zu erwarten und wird vielleicht nie kommen.

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