Limbo (Playdead, 2010)
Ein kleiner Junge wacht eines Tages in einem Wald auf. Wer er ist und woher er kommt, ist nicht bekannt und auch jedwede sprachliche Verständigung scheint in dieser Welt nicht zu existieren. Stattessen bleibt ihm und dem Spieler nichts anderes übrig, als sich den Weg durch eine düstere Umgebung und knifflige Rätsel zu bahnen auf der Suche nach einem Mädchen…
Nichts wird explizit erzählt im 2D-Plattformer „Limbo“, umso mehr darf allerdings hineininterpretiert werden. Mehrere Theorien zur Handlung des Spiels existieren bereits und genau diese inhaltliche Vagheit könnte sich meines Erachtens eine Verfilmung wunderbar zunutze machen. Denn wo für gewöhnlich Adaptionen bereits vorhandener Stoffe immer auch an ihrer Vorlage gemessen werden, könnte ein „Limbo“-Film entweder aus dem Ungewissen einfach etwas Konkretes machen oder schlichtweg einen ganz eigenen Interpretationsansatz liefern. Von der Last, dem Ursprungswerk inhaltlich möglichst gerecht zu werden und dabei dennoch eigenständig als Film funktionieren zu müssen, könnte sich die Adaption weitestgehend befreien.
Dass sich „Limbo“ ansonsten bestens für einen Kinofilm eignet, steht völlig außer Frage: Visuell ist vor allem die schwarz-weiße Aufmachung bestechend, in der sich die Figuren schattenartig vor nebelverhangenen, kafkaesken Kulissen bewegen, als würden sie in einem albtraumhaften Stummfilm mitspielen. Zweidimensional wirkt die Atmosphäre schon äußerst beklemmend, doch mit einfallsreichen Kamerawinkeln und –fahrten ließe sich noch mehr aus der Szenerie holen. Eine solch schaurig-schöne Stimmung habe ich im Kino zuletzt bei „The Eyes Of My Mother“ erlebt und bin deshalb überzeugt, dass Regisseur Nicolas Pesce und sein Kameramann Zach Kuperstein das Zeug dazu hätten, „Limbo“ zu einem grandiosen Sprung auf die Leinwand zu verhelfen.
Von Woon-Mo Sung