„12 Years A Slave” (Steve McQueen, 2013)
Die historische Geschichte: Der Fall mutet unfassbar an, war jedoch bis zum Sezessionskrieg von 1861 bis 1865 in den Vereinigten Staaten an der Tagesordnung: Solomon Northup, ein im (nördlichen) Staat New York lebender freier Schwarzer, wird in der Landeshauptstadt Washington, D.C., entführt und als komplett entrechteter Sklave Platt in die Südstaaten verkauft, wo er auf Baumwollplantagen zu harter körperlicher Arbeit gezwungen wird sowie sämtliche unwürdigen Entbehrungen der Sklaverei einschließlich des Auspeitschen ertragen muss. Der reale Northup veröffentlichte im Jahr 1853, nach seiner Befreiung, die gleich betitelten Memoiren.
Die großartige filmische Umsetzung: Regisseur Steve McQueen und sein Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor setzen dem realen Northup und der düsteren amerikanischen Geschichte ein unvergessenes Denkmal. Der Filmemacher beschönigt nichts und setzt sein Publikum schonungslos der Brutalität der Sklavenhalter aus. Er zwingt den Betrachter in schier endlosen Foltersequenzen zuzusehen, wie Menschen geschunden, Widerstände gebrochen und Leben ausgelöscht werden. Neben dem sadistische Sklaventreiber Epps (Michael Fassbender), der sich auch mal einen Spaß daraus macht, sein nach harter Feldarbeit müdes menschliches Eigentum nachts noch zum Tanzen zu zwingen, bleibt von den „weißen“ Figuren besonders der von Benedict Cumberbatch gespielte Plantagenbesitzer Ford im Gedächtnis, der eine Art „humanistischer Sklavenhalter“ zu sein versucht: Er hält Gottesdienste für seine Sklaven ab und schenkt Solomon, dessen Talente er erkennt, eine Geige. Doch in Wirklichkeit ist Ford ein Opportunist, der die Vorzüge der Sklaverei genauso wie alle anderen zu seinem Vorteil nutzt. Er belügt sich selbst, wenn er sich einredet, nur aus wirtschaftlichem Druck so zu handeln oder wenn er behauptet, Solomon mit dem Verkauf an Epps letztlich das Leben zu retten. „12 Years A Slave” wurde bei der Verleihung 2014 mit drei Oscars ausgezeichnet, unter anderem als Bester Film des Jahres.