„Die dunkelste Stunde“ (Joe Wright, 2017)
Die historische Geschichte: Der bedeutende Staatsmann Winston Churchill begann seine Tage mit einem Glas Whiskey auf dem Frühstückstablett und trank bereits zum Mittagessen eine Flasche Champagner, was Zeitgenossen nachvollziehbarer Weise nachdenklich werden ließ: Dieser Mann soll Englands letzte Hoffnung sein? In Joe Wrights zeitlich verdichtetem Biopic geht es nämlich um die ersten Wochen des Premierministers Churchill, die die historische Figur letztlich definierten: Hitlers Armeen überrennen Westeuropa, und England steht vor der Wahl, einen „schmutzigen Frieden“ mit den Nazis zu schließen oder weiterzukämpfen. Gleichzeitig sitzen 300.000 Mann, die gesamte britische Landstreitmacht, im französischen Dünkirchen fest…
Die großartige filmische Umsetzung: Joe Wrights „Die dunkelste Stunde“ lebt ganz von Gary Oldmans Darstellung der schillernden Persönlichkeit Winston Churchills. In vollendeter Maske verkörpert Oldman genialisch den manischen, brachialen, maßlosen, instinktgetriebenen Staatsmann, der, wie eine Figur bemerkt, 100 Einfälle am Tag hatte, von denen fünf genial waren. Oldmans Darstellung ist ein echtes Naturereignis voller schrulliger Details und seltsamer Manierismen, aber vor allem zeigt er den patriotischen Weltpolitiker mit dem hintersinnigen Humor und dem (fast) unfehlbaren Instinkt mit allen seinen Widersprüchen und in all seiner Ambivalenz. Mühelos machen Wright und sein Hauptdarsteller das Publikum so zum Komplizen Churchills, und sowohl Oldman wie auch die Make-Up-Künstler wurden völlig zurecht mit einem Oscar ausgezeichnet…