Top 10 von Sidney Schering
(freier Kritiker)
1. „A Cure For Wellness“
Ein Traum von einer Schauermär: Gore Verbinski verneigt sich vor Psychothrillern und Horrorromantik vergangener Tage – und schafft in betörenden Bildern ein zweischneidiges Dilemma. Was, wenn das Heilmittel für unser Arbeitsleiden genauso schädlich ist?
2. „La La Land“
Musicalnostalgie mit moderner Lässigkeit: Bittersüß und beschwingt-realistisch vermengt Damien Chazelle Einflüsse der Nouvelle Vague, des MGM-Musicals und der modernen Retrofilmwelle zu einem eingängig vertonten Bilderrausch.
3. „Einmal bitte alles“
„Das ist so lustig, weil es so schmerzhaft wahr ist“: Helena Hufnagel fängt unprätentiös und ohne übertriebenes Mitleid das Lebensgefühl heutiger Mit- und Endzwanziger ein, die sich nicht für den langweiligen, sicheren Weg entschieden haben.
4. „Einsamkeit und Sex und Mitleid“
Lars Montag schießt mit keckem Grinsen und in kunstvoll arrangierten Bildern gegen das selbstgefällige deutsche Indie-Dramödienkino – und sagt mit seiner schwermütig-satirischen Bestandsaufnahme dennoch mehr über das moderne Zusammen- und Auseinanderleben aus als seine „ernsten“ Kollegen.
5. „A Ghost Story“
David Lowery kreiert mit „A Ghost Story“ eine betörend schöne, im Detail poetisch-absurde, im Ganzen unaufgeregt-geistreiche Form der filmischen Trauerbewältigung.
6. „Planet der Affen 3: Survival“
Matt Reeves nimmt Inhalte des klassischen Bibelepos, fügt ein intensives Kriegsgefangenendrama hinzu, verpackt dies als modernes CG-Abenteuerblockbusterepos und kritisiert damit punktgenau toxische Maskulinität. Wow!
7. „Jackie“
In Pablo Larraíns Händen wird dank Natalie Portmans facettenreichem Spiel und der intensiven Musik von Mica Levi ein schmerzvoller Lebensabschnitt der Jackie Kennedy quasi zum Horrordrama unter den Biopics.
Umwerfende Bilder, eine seelenruhige Dramaturgie und runde Performances: James Gray liefert mit modernen Mitteln und subtil eingestreuter, heutiger Weltsicht ganz klassisches Hollywood-Abenteuerkino ab.
9. „mother!“
Darren Aronofsky kreiert mit „mother!“ ein bitterböshumoriges Psychothrillerdrama und jagt Jennifer Lawrence durch eine nervenaufreibende Verschränkung verschiedener Metaphern.
10. „Mein Leben als Zucchini“
In Claude Barras' Stop-Motion-Meisterwerk betrachten wir die Nachwehen einer Familientragödie aus der Sicht eines traumatisierten Kindes – berührend, schmerzhaft und unerwartet schön.
Besondere Erwähnungen:
„Colossal“ (Nacho Vigalondo, Deutschland 2016)
Eine „Slice of Life“-Monsteractionkomödie über Machtmissbrauch? Nacho Vigalondo macht's möglich!
„Raw“ (Julia Ducournau, Deutschland 2016)
Wer schon immer eine mit eiskalt-stylisher Musik untermalte Coming-of-Age-Kannibalismus-Sex-Campus-Tragikomödie sehen wollte, ist bei Julia Ducournau an der richtigen Adresse.
„Edge of Seventeen – Das Jahr der Entscheidung“ (Kelly Fremon Craig, USA 2016)
Kelly Fremon Craig nimmt das altbekannte Genre der Teenie-Schuldramödie und formt dank mehrdimensionaler, fehlerhafter und daher so glaubwürdiger Figuren einen besonders herzlichen und spannenden Genrevertreter.