Noch nicht verfilmter Stoff aus den Büchern – in einer Zeichentrickserie?
von Christian Fußy
Obwohl (oder gerade weil) ich von Peter Jacksons Filmtrilogie auch heute noch absolut hingerissen bin, würde sich meine Traumversion einer Neuauflage deutlich von dieser unterscheiden. Da ich an der Filmversion so sehr hänge und zudem ein etwas engstirniger Trotzkopf bin, mag ich mir keine neuen Schauspieler in den Rollen von Samwise, Gandalf, Smeagol und Co. vorstellen. Meine Idealverfilmung wäre daher eine altmodische Zeichentrickserie mit visuellen Anleihen bei klassischen Dungeons-And-Dragons-Illustrationen von James Roslof, D.C. Sutherland und Co., die ihrerseits von Tolkiens Mammutwerk inspiriert wurden. Der Tonfall der Serie sollte zwar zeitweise schaurig und düster, aber nie erdrückend hoffnungslos oder nihilistisch sein. Auch zu ein bisschen trockenem britischen Humor würde ich nicht Nein sagen.
Ich wünsche mir kein „Game Of Thrones“ 2.0, keine vermeintlich „erwachsenere“ Ausrichtung mit schockierenden Wendungen oder Blut und Nacktheit in jeder zweiten Episode. Tolkiens Romantrilogie gilt nicht von ungefähr als das bedeutendste Werk der Fantasy-Literatur, eine sensationsheischende und anbiedernde „Modernisierung“ hat die Geschichte ganz sicher nicht nötig.
Obwohl Amazon bereits angekündigt hat, dass die Handlung vor den Ereignissen des ersten „Herr der Ringe“- Buches beginnen soll, wünsche ich mir, dass die Serie inhaltlich relativ nah an Tolkiens Originaltext bleibt und auch irgendwann die Reise der Gefährten behandelt – die Rechte am „Silmarillion“ besitzt der Versandgigant ja ohnehin nicht und es gibt genügend Stoff aus den Büchern, der noch in keiner Adaption zu sehen war. Ich denke da zum Beispiel an die Dunédain, an Figuren wie Celeborn, Glorfindel und an den dicken Fredegar Bolger, oder an die zwei blau gewandeten Zauberer Alatar und Pallando, die zusammen mit Saruman, Radagast und Gandalf die fünf Istari bilden. Selbst in den Romanen gibt es kaum Informationen über diese beiden, eine gute Gelegenheit, unverbrauchte Figuren einzuführen, ohne die Vorlage zu verfälschen. Auch wie Gandalf nach seinem Kampf mit dem Balrog von den Toten zurückkehren kann, wird in der Filmreihe nicht erklärt. Seine Reise zurück ins Land der Lebenden wäre ein guter Aufhänger für eine etwas surreale Episode.
Ich weiß natürlich, dass das Zufrieren der Hölle wahrscheinlicher ist, als dass Amazon 250 Millionen allein für die Franchise-Rechte ausgibt, um dann eine womöglich nur aus mir allein bestehende Zielgruppe zufriedenzustellen – aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.