Die Abenteuer des Tom Bombadil
von Tobias Tißen
„He, Tom Bombadil! Tom Bombadonne!
Hör den Ruf, eile bei, bei Feuer, Mond und Sonne!
Komm, bei Wasser, Wald und Flur, steh uns nun zur Seite!
Komm, bei Weide, Schilf und Ried, aus der Not uns leite!“
Wohl keine andere Figur aus J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“-Saga wurde in Peter Jacksons Trilogie von den Fans schmerzlicher vermisst als der sagenumwobene, Lieder trällernde und stets fröhliche Waldschrat Tom Bombadil – so auch von mir. Als großer Fan der Bücher und der Filme war das Auslassen der Figur immer einer meiner wenigen Kritikpunkte, auch wenn ich die Entscheidung durchaus nachvollziehen kann, da Tom Bombadil irgendwie außerhalb der „Herr der Ringe“-Welt zu existieren scheint und das Zusammentreffen mit ihm kaum Einfluss auf die weitere Geschichte hat. Aber mit der Amazon-Serie bietet sich nun die Gelegenheit, dem laut schallenden Ruf der Fans nach der beliebten Figur endlich nachzukommen.
In den Büchern wird die Reisegesellschaft um Frodo, Sam, Merry und Pippin von Tom Bombadil gerettet, als sie während der gefährlichen Durchquerung des alten Waldes vom Alten Weidenmann – einem bösartigen, lebendigen Baum – drangsaliert werden. Nach mehreren erholsamen Nächten in Toms Hütte, wo er mit seiner zauberhaften Frau Goldbeere lebt, brechen die Hobbits wieder auf – nur um kurz darauf erneut von dem liebenswerten Mann gerettet zu werden. Neben seiner sympathisch-kauzigen Art ist Tom Bombadil eine der spannendsten Figuren aus „Der Herr der Ringe“ und gleichzeitig eine, über die nur wenig bekannt ist: Er wandelt bereits länger durch die Natur Mittelerdes als jedes andere Wesen, lässt sich keinem der bekannten Völker zuordnen und selbst Frodos mächtiger Ring hat keinerlei Wirkung auf ihn, da er völlig frei von Furcht sowie von Machthunger ist.
Ich könnte mir gut eine Serie über die Abenteuer des Tom Bombadil vorstellen, in der der scheinbar unsterbliche Titelheld immer wieder in die wichtigsten Entwicklungen der Geschichte Mittelerdes verwickelt wird und dabei stets im Hintergrund versucht, für das Gute einzutreten. Wichtig wäre hier die richtige Portion skurrilen Humors, ohne, dass die ganze Erzählung dadurch zur reinen Persiflage verkommt. Für entscheidend halte ich zudem die passende Besetzung der Hauptfigur mit einem charismatischen und komödiantisch begabten Schauspieler, der dem kleinen, dicklichen und stets gutgelaunten Tom Bombadil ein Gesicht gibt und die Zuschauer als zentraler Ankerpunkt durch die Historie Mittelerdes führt. Als mögliche Besetzung kommt mir dabei direkt „Hangover“-Chaot Zach Galifianakis in den Kopf, dessen komödiantisches Talent unbestreitbar ist, der aber darüber hinaus auch schon bewies, dass er ernstere Rollen erstklassig auszufüllen weiß – unter anderem in „Birdman“.