Zeit für die Liebe
von Tobias Mayer
Ich wünsche mir von Rian Johnson eine „Star Wars“-Liebesgeschichte in drei Teilen. Romantik war in den Filmen bisher entweder nachrangig, weil Leia (Carrie Fisher) und Han (Harrison Ford) vorwiegend damit beschäftigt waren, vor dem Imperium zu fliehen und Todessterne zu sprengen – oder sie war peinlich, wenn Hayden Christensen als Anakin gestelzte Liebesbekundungen aufsagen und Natalie Portman als Padme so tun musste, als hätten sie Wirkung. In der „Star Wars“-Romanze, die ich von Rian Johnson sehen möchte, ist die Liebe echt. Es geht nicht zuerst um das Schicksal der Galaxis, sondern um zwei Menschen – oder Aliens. Und die sind schwul, lesbisch oder bi, auf jeden Fall nicht hetero, denn das hatten wir ja schon. Und in den „Star Wars“-Geschichten außerhalb des Kinos, die in Büchern, Comics und Videospielen erzählt werden, wird mittlerweile ja auch schon ein bisschen vielseitiger geliebt.
Es heißt, Johnson werde neue Figuren einführen, die aus einer bis dato nicht gezeigten Ecke des „Star Wars“-Universums kommen. Gerne dürfen die Helden anders sein als die bisherigen, nichts mit dem Jedi-Orden und der Rebellion am Hut haben und von exotischen Planten stammen, die wir noch nicht kennen. Aber wichtiger als ihre Zugehörigkeit und Herkunft ist mir, wen und wie sie lieben. Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy versprach, dass Johnson „großartige Sachen mit der weißen Leinwand“ anstellen wird, vor der er nun steht. Ich möchte, dass er sie mit regenbogenbunter Farbe vollklatscht.
Wenn ich irgendwann, lange nach Kinostart, an die von Rian Johnson begonnene „Star Wars“-Trilogie zurückdenke, möchte ich nicht zuerst an bestimmte Schlachten denken, an das eine besondere Lichtschwertduell und die eine besondere Verfolgungsjagd. Ich möchte denken: Schön, dass diese beiden Menschen, Aliens, Wesen zusammengekommen sind. Schön, dass Johnson sie in den Mittelpunkt gerückt hat – in der ersten schwulen, lesbischen, bisexuellen Blockbustertrilogie der Filmgeschichte. Dass Johnson dabei weiß, was ein toller „Star Wars“-Film braucht, darüber mache ich mir keine Sorgen. Kathleen Kennedy würde niemanden eine ganze neue Trilogie entwickeln lassen, der sie mit seinem ersten Versuch – „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ – enttäuscht hätte.