„Zero Dark Thirty“
(Kathryn Bigelow, USA 2012)
Wer hat sich überhaupt aufgeregt?
So ziemlich alle! Der Oscar-Mitorganisator Devis Clennon rief zum Boykott des Films auf, weil dieser Folter als legitimes Mittel zur Verbrechensbekämpfung proklamiere. Unterdessen kritisierten Politiker aus allen Lagern wie etwa die demokratische Senatorin Diane Feinstein oder der Republikaner John McCain die Verunglimpfung des amerikanischen Geheimdienstes – wenn auch aus völlig entgegengesetzten Gründen. Und in Pakistan boykottierten sogar die Filmverleiher selbst den Film, weil dieser ihr Land einseitig negativ darstelle.
Was passierte dann?
Wegen der Proteste (zum Beispiel wurde die Premiere in Washington DC von Protestlern in orangenen Sträflingsanzügen und schwarzen Masken belagert) war der Film zum Kinostart in aller Munde. Das Ergebnis: ein starkes Eröffnungswochenende an der Spitze der Kinocharts mit mehr als 24 Millionen Dollar. Weniger gut war die Kontroverse hingegen für die Oscar-Chancen des Films: Obwohl als großer Favorit in die Saison gestartet, konnte er am Ende nur eine von fünf Nominierungen in einen Sieg ummünzen (in der Kategorie Bester Tonschnitt).
Wer tickt hier eigentlich noch ganz richtig?
Kathryn Bigelow bezieht mit „Zero Dark Thirty“ bewusst nicht klar Stellung – der Film ist weder Pro-Folter noch Anti-Folter. Bei so viel Ambivalenz fühlt sich am Ende jeder auf den Schlips getreten – aber gerade das ist die herausragende Stärke des Films!