Achtung: Im Rahmen der Besprechung wird auf den Inhalt der ersten Episode der zweiten Staffel von „Stranger Things“ eingegangen.
Die Handlung von „Stranger Things 2“ (wie die aktuelle Staffel im Vorspann betitelt wird) setzt ein Jahr nach den Ereignissen der ersten Staffel ein: Es ist Oktober 1984 in Hawkins, Indiana. Die Freunde Mike (Finn Wolfhard), Dustin (Gaten Matarazzo) und Lucas (Caleb McLaughlin) haben ihren Kumpel Will Byers (Noah Schnapp), der in einer anderen Dimension, dem Upside Down gefangen war, wieder in ihrer Mitte. Und als Zuschauer fühlt man sich sogleich wieder in die vertraute Umgebung versetzt: Zum Auftakt gibt es die gewohnten und liebgewonnenen Bilder von den Jungs auf ihren Fahrrädern und beim Dungeons & Dragons-Spielen. Wills Mutter Joyce (Winona Ryder) hat die ständigen Sorgen um ihren Sohn immer noch nicht abgeschüttelt, während der grummelige, doch eigentlich herzensgute Sheriff Jim Hopper (David Harbour) wie eh und je morgens schlecht gelaunt zur Arbeit kommt…
Doch die übernatürlichen Ereignisse des Vorjahres haben auch deutliche Spuren hinterlassen bei den Einwohnern von Hawkins: Rückkehrer Will Byers, der sich von allen Figuren am längsten im Upside Down aufgehalten hat, wird hier nach der langen Abwesenheit in Staffel 1, auch was die Screentime angeht, endgültig zu einer echten Hauptfigur. Er wird von Flashback-Visionen von der anderen Dimension heimgesucht: Ganz plötzlich verwandelt sich der Raum um Will herum dann in den unheimlichen Ort, von dem aus in der ersten Staffel das Demogorgon genannte Monster die Einwohner von Hawkins terrorisierte und einige von ihnen sogar tötete. Mike dagegen vermisst Eleven (Millie Bobby Brown), die er seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat. Elevens Versteck in Keller seines Elternhauses hat Mike unverändert gelassen und sitzt dort oft mit einem Walkie Talkie, darauf hoffend, dass das Mädchen sich bei ihm meldet.
Neue Gesichter und alter Schrecken
Auch sonst hat sich einiges getan in Hawkins: Die rothaarige Max (Sadie Sink) hat in der örtlichen Arcade-Spielhölle sämtliche Highscores der Jungs gebrochen (die Videospiel-Automaten sind eine weitere Verneigung der Serienmacher vor den 80er Jahren), vor allem die besten Freunde Lucas und Dustin sind daraufhin schwer fasziniert von ihrer neuen Mitschülerin. Da zeichnen sich romantische Konflikte am Horizont ab… Im (inzwischen nicht mehr so geheimen) Forschungsinstitut, in dem in Staffel eins das Tor zum Upside Down geöffnet wurde, hat unterdessen Owens (Paul Reiser) das Kommando übernommen und startet eine regelrechte Charme-Offensive: Der ausgebildete Psychotherapeut gibt sich wesentlich einfühlsamer und offener als der kalte, Eleven manipulierende Wissenschaftler Martin Brenner (Matthew Modine) aus der vorherigen Staffel und will Will helfen, sein Trauma zu überwinden. Geschieht dies aber nur aus reiner Nächstenliebe, oder verfolgen die undurchsichtigen Regierungsmitarbeiter des Instituts eine geheime Agenda? Berechtigte Zweifel bleiben bestehen…
Immer noch gefährlich: Das Upside Down
Die Bedrohung durch die Höllen-Dimension des Upside Down ist in „Stranger Things 2“ keineswegs gebannt – im Gegenteil. Sie scheint sich nun sogar durch das zuvor geschaffene Tor hindurch ausbreiten zu wollen und in unsere Welt zu drängen. So ist kurz ein Soldat mit einem Flammenwerfer zu sehen, der auf der Erden-Seite des Tores dort wucherndes schleimiges Gewebe verbrennt. Auch wird Sheriff Hopper von einem Farmer zu seinem Feld gerufen – was zu einem unheimlichen und sehr atmosphärischen Höhepunkt dieses Staffelauftakts führt. Hat das Upside Down unsere Welt mit seiner Fäulnis infiziert? Und welche Gefahren jenseits des Demogorgon lauern dort noch, bereit, in unsere Welt zu drängen?
Atmosphärisch nach wie vor grandios
Die Serienschöpfer Matt und Ross Duffer beschwören auch in Staffel zwei genial die 80er Jahre herauf. Die Ausstattung und die Outfits der Figuren sind gewohnt perfekt, dazu erklingen wieder einige Eighties-Hits im coolen Retro-Sound. Doch am stärksten ist, wie schon in der ersten Staffel, der eigens für „Stranger Things“ komponierte Soundtrack der Elektronik-Band Survive. Die hypnotische Titelmusik mauserte sich ja bereits im vergangenen Jahr zu einem veritablen Hit, und auch in „Stranger Things 2“ untermalen die Synthie-Stücke des Quartetts aus Austin, Texas, immer wieder die emotional bewegendsten Momente. Wenn sich dann noch in einer von Will Byers Horrorvisionen der ganze Himmel über Hawkins zum Upside Down wandelt und riesige Tentakel nach allem auf dem Boden zu greifen scheinen, wird für einen hohen Gruselfaktor gesorgt und macht das Lust auf die komplette zweite Staffel – über die wir euch noch am heutigen Freitag ausführlicher berichten.
Fazit
Nach der ersten Folge von „Stranger Things 2“ will man als Zuschauer unbedingt mehr sehen. Die für die Serie verantwortlichen Duffer-Brüder erweitern behutsam den von ihnen geschaffenen Kosmos und führen neue Figuren ein, zugleich vergessen sie nicht, was Staffel eins so fesselnd gemacht hat. Ihr von Stephen King und Steven Spielberg inspirierter Mystery-Science-Fiction-Horror ist von psychologisch unterfütterter Gruselatmosphäre geprägt, auch der Humor kommt nicht zu kurz. Welche großen Handlungsstränge die zweite Staffel bestimmen werden, ist nach einer Folge noch nicht abzusehen, doch „Stranger Things“ liegt definitiv auf Kurs zu einer weiteren fesselnden Staffel.
Die komplette zweite Staffel von „Stranger Things“ ist ab dem 27. Oktober 2017 auf Netflix abrufbar.