„Nosferatu – Phantom der Nacht“ (1979)
Regie: Werner Herzog
Sicher, nach heutigen Horror-Maßstäben wirkt „Nosferatu – Phantom der Nacht“ regelrecht zahm. Der 70er-Slasherfilm mag grimmiger gewesen sein, der Asia-Horror albtraumhafter und der Torture Porn blutrünstiger. Werner Herzogs hintersinnige Neuauflage des Friedrich-Wilhelm-Murnau-Meisterwerks „Nosferatu, eine Symphonie des Grauens“ von 1922 hat dafür ganz andere, rare Qualitäten. Selten wurde mit so trauriger Klarheit davon erzählt, was es bedeutet, ein Ungeheuer zu sein. Als Vampirgraf stellt Klaus Kinski den Raubtier-Entwurf seines Rollen-Ahnen Max Schreck auf den Kopf: Vor düster-romantischer Kulisse und begleitet von Florian Frickes sphärischen Krautrock-Elegien zeigt Herzog einen bemitleidenswerten Dracula, der an seiner Unsterblichkeit verzweifelt. „Nosferatu – Das Phantom der Nacht“ ist ein hypnotisierendes Grusel-Drama mit einem legendär guten Kinski – und auch über Genre-Grenzen hinaus einer meiner Lieblingsfilme!
Von Jan Hamm
nosferatu