„Der Mann der zweimal lebte“ (John Frankenheimer, 1966)
Aus dem unscheinbaren Bankangestellten Arthur Hamilton (John Randolph) macht eine Firma mittels plastischer Chirurgie und eines vorgetäuschten tödlichen Unfalls den Maler und Playboy Tony Wilson (Rock Hudson!). Was wie die Erfüllung des Wunschtraums von einem ganz neuen Leben klingt, erweist sich im weiteren Verlauf von John Frankenheimers Albtraum-Klassiker nicht nur wegen der kühlen und kontrastreichen Schwarzweißbilder von Kameramann James Wong Howe als das genaue Gegenteil. Von vornherein liegt etwas Gespenstisches über der Szenerie und dieser Eindruck wird in einigen fast schon psychedelischen, desorientierenden Sequenzen noch untermauert. Doch das wirklich Beunruhigende an diesem Höhepunkt des Paranoia-Kinos ist das Gefühl, nicht mehr die Kontrolle über das eigene Leben zu haben, das sich vom „wiedergeborenen“ Protagonisten auf den Zuschauer überträgt. Wenn die in sein Geheimnis eingeweihten Gäste Wilson/Hamilton auf dessen eigener Dinnerparty auf seinem Bett fixieren, wird „Seconds“ (so der Originaltitel) zu einem der schlimmsten Albträume, die man sich vorstellen kann.