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    Am Set von "Thor 3: Tag der Entscheidung": Das FILMSTARTS-Interview mit Regisseur Taika Waititi

    Bei unserem Besuch am Set des Superhelden-Blockbusters in Australien treffen wir Taika Waititi, den wir bisher vor allem als Regisseur solcher grandios-komischen Indie-Komödien wie „5 Zimmer Küche Sarg“ oder „Wo die wilden Menschen jagen“ kannten.

    Marvel

    Als sich Taika Waititi zu uns ins Pressezelt setzt, bewundert er erst einmal unsere vor ihm auf dem Tisch aufgereihten Diktiergeräte und Handys: „Oh, ihr habt mir Geschenke mitgebracht!“ Ist ja klar, dass der als waschechter Scherzkeks bekannte Regisseur mit einem Witz einsteigen muss. Mit seiner Arbeit an „Thor 3: Tag der Entscheidung“ ist es ihm allerdings sehr ernst:

    FILMSTARTS: Erzähl uns doch ein bisschen über die Szene, die ihr heute dreht.

    Taika Waititi: Wir drehen heute eine große Kampfsequenz auf einer der Brücken von Asgard. Thor, Loki und einige andere stellen sich der Bösewichtin Hela, gespielt von Cate Blanchett, entgegen. Das wird eine entscheidende und sehr aufregende Szene im Film und sie ist wirklich groß, wir haben dafür jeden Tag zwischen 100 und 300 Statisten am Set, die als Bewohner von Asgard im Hintergrund zu sehen sind. Bisher läuft alles wirklich gut und wir haben sehr viel Spaß bei der Arbeit.

    FILMSTARTS: Wir haben gerade gesehen, wie du als Stand-in für den Hulk vor der Kamera stehst. Was ist los, habt ihr Mark Ruffalo etwa schon rausgeschmissen?

    Taika Waititi: [lacht] Ja, der ließ sich immer zu leicht ablenken, ich bin da einfach fokussierter und erfahrener als er und musste für ihn einspringen. Nein, im Ernst: Ich stehe immer mal wieder als Stand-in vor der Kamera, das hilft mir einfach, das Timing der Szene besser abzuschätzen. Ich weiß dann, wie die Einstellung aussehen soll, das geht einfach schneller. Außerdem kann ich aushelfen, wenn ein Schauspieler mal nicht zur Verfügung steht.

    Familienatmosphäre am Blockbuster-Set

    FILMSTARTS: Es ist das erste Mal, dass du an einem so großen Set Regie führst. Erfordert das ein anderes Maß an Konzentration und Disziplin als bisher? Oder ist es vielleicht sogar entspannter?

    Taika Waititi: Was die Konzentration betrifft, war das am Anfang der Produktion gar nicht so leicht – das Set liegt direkt neben dem Movie-World-Freizeitpark und unser Büro war neben der Superman-Achterbahn. Die ersten vier Monate rauschten also alle paar Minuten kreischende Leute an meinem Fenster vorbei. Aber irgendwann habe ich mich daran gewöhnt, später haben wir ja selbst einige große Maschinen am Set aufgefahren, die ganz schön Lärm machen. Aber ja, die Ablenkung an einem so gigantischen Set ist natürlich größer. Es gibt einfach auch so viele coole Leute hier, mit denen ich gerne abhänge und über dies und jenes quatsche, das macht einen großen Teil des Spaßes bei der Arbeit aus. Es gefällt mir, so eine familiäre Atmosphäre am Set zu schaffen. Viele Kinder und Familien sind oft zu Besuch, Chris‘ Kinder, meine Kinder… es ist ein sehr entspanntes Set, trotz der Größe.

    FILMSTARTS: Wir haben erfahren, dass es deine Idee war, die Comic-Illustrationen von Jack Kirby als Vorlage für den Look des Films zu nutzen. Wie war es für dich, diese ganzen neuen Welten zu erschaffen?

    Taika Waititi: Ich war wirklich sehr aufgeregt, als Kevin Feige und der Rest von Marvel sich auf die Idee einließen, Kirby als großen Einfluss für den Film zu nutzen. Es war nicht ganz einfach, seinen speziellen Stil authentisch für die Leinwand zu adaptieren – Comic-Design ist nicht immer einfach so auf die Realität übertragbar. Wir mussten also viel ausprobieren und viel verändern. Das Ergebnis ist eine Mischung: Es ist definitiv „kirby-esk“, aber wir mussten auch hart daran arbeiten, es glaubhaft rüberzubringen. Seine Zeichnungen sind einfach so lebhaft und farbenfroh - es kann etwas überwältigend sein, wenn man das in einen Realfilm zu packen versucht.

    FILMSTARTS: Hast du als Kind Comics gelesen? Und welche sind deine Lieblinge?

    Taika Waititi: Ich bin mit Comics aufgewachsen, ich hab sie gesammelt und in diese speziellen Schutzhüllen gepackt. Ich hab vor allem X-Men und New Mutants gesammelt, einige Sachen von DC, aber auch viel von Dark Horse. Meine Interessen waren sehr breit gefächert.

    FILMSTARTS: Der Film wird als eine Art „Buddy-Roadmovie im Weltraum“ beschrieben. Stimmt das so in etwa? Und wie passt das ins bisherige MCU?

    Taika Waititi: Die Idee war immer, uns die ersten beiden „Thor“-Filme anzuschauen und Inspiration daraus zu ziehen, aber nicht einfach nur eine weitere Episode dieser bisherigen Geschichte zu machen, sondern etwas völlig Neues. Ich wollte mich sehr stark auf die Figur Thor konzentrieren und sie weiterentwickeln. In „Thor 3“ ist er zwar immer noch dieser mythische Held, aber er fühlt sich auch viel zeitgemäßer an. Er ist viel herumgekommen, er ist witziger, durch seine Jahre auf der Erde hat er einen gewissen Sarkasmus entwickelt. Die Idee eines Buddy-Movies wurde geboren, als wir nach einer unterhaltsamen Weise suchten, ein Weltraum-Abenteuer zu gestalten. Thor, Bruce Banner und Valkyrie geben ein tolles Team ab und ich bin ein großer Fan von Roadtrip-Buddy-Movies. Das war etwas, was wir in einem sehr frühen Stadium entwickelt haben, und ich war total begeistert von diesem Ansatz.

    Wie viel „Infinity War“ steckt in „Thor 3“?

    FILMSTARTS: Wird in „Thor 3“ bereits auf die Ereignisse im nächsten großen Avengers-Zusammentreffen „Infinity War“ hingearbeitet?

    Taika Waititi: Ich persönlich habe versucht, nicht groß über die Grenzen dieses Films hinauszudenken. Ich sehe es nicht als meinen Job, nur eine vorbereitende Episode für den Film von jemand anderem zu machen. Ich sehe „Thor 3“ als völlig eigenständigen Film an, den man sich ansehen kann, ohne einen anderen Film zu kennen. Das ist nur meine egoistische Meinung dazu: Ich mache es gerne auf meine eigene Art, ich mache keinen Russo-Brüder-Film. Wenn sie alle am Ende wie ein Puzzle zusammenpassen, ist das gut, aber jedes Teil muss ein eigenständiges Stück Kino sein. Ich habe also keines der anderen Drehbücher gelesen. Natürlich musste ich wissen, wer am Ende des Films noch am Leben sein soll und solche Sachen, diesbezüglich mussten wir uns verständigen. Aber wir haben definitiv versucht, die Figur Thor ganz anders zu positionieren, als es am Ende von „Age Of Ultron“ der Fall war.

    FILMSTARTS: Gibt es bei dieser Art von Big-Budget-Produktion auch mal die Möglichkeit zur Improvisation?

    Taika Waititi: Ja, wir haben ziemlich viel improvisiert. Auch für wichtige Szenen haben wir immer mal wieder ein bisschen am Drehbuch gerüttelt, um die Szene besser zu machen als sie auf dem Papier war. Dabei entstanden oft neue Witze und coole Sprüche. Wir sind da sehr locker rangegangen.

    FILMSTARTS: Aber ist es nicht auch befreiend, über so ein großes Budget zu verfügen, wenn man bisher an kleineren Projekten gearbeitet hat? Konntest du dich dadurch mehr austoben?

    Taika Waititi: Es ist auf jeden Fall befreiend in der Hinsicht, dass man einfach mehr Zeit für die ganze Produktion hat. Man kann mehr kreative Optionen ausschöpfen – man hat eben mehr Geld. Aber vom Gefühl her ist es nicht anders als bei meinen bisherigen Filmen: Wenn ich mit den Schauspielern arbeite, ist es mir egal, wie berühmt sie sind oder wie viele Filme sie schon gemacht haben. Ich arbeite nicht anders mit ihnen als wenn ich einen kleinen Film mit meinen Freunden machen würde. Wir haben genauso viel Spaß, es ist entspannt… wir entwickeln neue Ideen und sind kreativ. So fühle ich mich einfach am wohlsten.

    „Thor 3: Tag der Entscheidung“ startet am 31. Oktober 2017 in den deutschen Kinos – unseren ausführlichen Bericht vom Set könnt ihr hier nachlesen.

     

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