Mit bisher acht Bänden und mehr als 4.000 Seiten ist „Der dunkle Turm“ nicht nur Stephen Kings persönliches Opus Magnum, sondern zugleich auch der Mittelpunkt seines eigenen Shared Universes: Alle möglichen Orte, Figuren und Widersacher aus der Roman-Reihe tauchen nämlich auch immer wieder in anderen seiner Werke erneut auf.
So ist der Mann in Schwarz (im Film großartig gespielt von Matthew McConaughey) nicht nur in der „Der dunkle Turm“ (Kinostart: 10. August) der Bösewicht, sondern auch in „The Stand - Das letzte Gefecht“. Zudem wird in „Der dunkle Turm“ der legendäre Crimson King als wahrer Strippenzieher hinter allem Bösen angedeutet – genauso wie in vielen anderen King-Geschichten auch. Auf die Spitze treibt der Bestsellerautor diese Meta-Spielchen in den Romanen schließlich, wenn er plötzlich selbst als bedeutende Figur in der „Der dunkle Turm“-Sage auftritt – und zwar als Buchautor, den der Crimson King unbedingt auslöschen will.
In seiner Verfilmung von „Der dunkle Turm“ hätte Nikolaj Arcel diesen Meta-Aspekt leicht weglassen können. Aber stattdessen hat der dänische Regisseur ihn nicht nur eingebaut, er zelebriert ihn geradezu: Wenn der New Yorker Schüler Jack (Tom Taylor) gemeinsam mit dem Revolvermann Roland (Idris Elba) durch die Dimensionen springt, gibt es im Hintergrund jede Menge Anspielungen auf andere Bücher und Filme aus dem King-Kosmos zu entdecken. Ihr müsst nur die Augen aufhalten – und ja nicht blinzeln, sonst habt ihr die nächste schon wieder verpasst!
„Es“, „Shining“ & „Brennen muss Salem“
Pennywise ist nicht nur der berühmte Killer-Clown aus Stephen Kings „Es“, sondern in „Der dunkle Turm“ auch der Name einer verfallenen Kirmesattraktion:
Die Zwillinge aus „Shining“, die unbedingt mit Danny spielen wollen, zählen zu den berühmtesten Nebenfiguren der Horror(film)geschichte – in „Der dunkle Turm“ gibt es gleich in der Eröffnungssequenz im Devar-Toi eine Anspielung auf die legendären King-Zwillinge:
Aber das ist nicht das einzige „Shining“-Zitat, denn auf dem Schreibtisch von Jacks Psychiater steht auch noch dieses Foto des ikonischen Overlook Hotels, in dem Jack Nicholson schließlich mit einer Axt auf seine Familie losgeht:
Barlow ist ein vermutlich schon mehr als 2.000 Jahre alter Vampir, der mit seinem Geschäftspartner Richard Straker in „Brennen muss Salem“ in der titelgebenden Stadt ein Antiquitätengeschäft betreibt. Offenbar haben die beiden seit 1975 expandiert - in „Der dunkle Turm“ findet sich nämlich auch eine „Barlow & Straker“-Filiale mitten in New York:
„Christine“, „Cujo“ & „Misery“
Die titelgebende Christine aus dem Roman von Stephen King und der Verfilmung von John Carpenter ist ein 1958er Plymouth Fury, der dem schwächlichen Highschool-Schüler Arnie dabei hilft, bei seinen Klassenkameraden besser anzukommen, dafür aber einen immer höheren Blutzoll einfordert. In „Der dunkle Turm“ hat Jack genau solch ein Modell als Spielzeug:
In „Misery“ nimmt eine Frau einen Bestsellerautor als Geisel, weil sie unbedingt verhindern will, dass ihre Lieblingsfigur im nächsten Roman wie geplant stirbt. Der Titel des schon geschriebenen, aber noch nicht veröffentlichten Romans: „Misery’s Child“ – und genau der liegt in einer Szene von „Der dunkle Turm“ auch herum:
In Stephen Kings „Cujo“ geht es um einen tollwütigen Bernhardiner, der plötzlich seine Besitzer attackiert. In „Der dunkle Turm“ läuft er hingegen in einer Szene im Hintergrund noch ganz friedlich an der Leine neben seinem Frauchen her:
„Die Verurteilten“, „Mr. Mercedes“ & „Stand By Me“
Der Film „Die Verurteilten“ mit Tim Robbins und Morgan Freeman, der laut imdb-Bewertungen immer mal wieder als bester Film aller Zeiten geführt wird, basiert auf dem Stephen-King-Roman „Rita Hayworth And Shawshank Redemption“, was damit zu tun hat, dass der Gefängnisinsasse Andy Dufresne ein Poster von Rita Hayworth nutzt, um es vor das Loch zu hängen, das er in seiner Zelle durch die Wand gräbt. In „Der dunkle Turm“ ist das Poster in einer Szene in einem New Yorker Waffengeschäft ebenfalls kurz zu sehen:
Der Schwarze Mann hinterlässt Jake in „Der dunkle Turm“ eine Warnung – und die erinnert wohl nicht zufällig an den Smiley, das das Lenkrad jenes Mercedes 600 ziert, der zu Beginn von Stephen Kings Massenmörder-Thriller „Mr. Mercedes“ in eine arglose Menschenmenge rast:
Diese Warnung an einem Haus in Brookly ist eine Anspielung auf den legendären Wachhund Chopper aus „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers“, der besonders dafür trainiert wurde, Eindringlinge mit erschreckender anatomischer Genauigkeit zu attackieren:
Jack muss vierstellige Koordinaten in die Portale eingeben, um in „Der dunkle Turm“ in andere Dimensionen zu reisen. An einer Stelle lauten diese „14-08“ – eine unschwer zu dechiffrierende Anspielung auf Stephen Kings Kurzgeschichte „1408“, die 2007 als „Zimmer 1408“ fürs Kino verfilmt wurde: