Kein Platz für Eltern (1937)
Regie: Leo McCarey
Das vielleicht kostbarste Gut unserer Zeit – und das vermittelt uns nicht nur die Werbung - ist die Jugend. Selbst wenn sich der äußere „Verfall“ mit Hilfe plastischer Chirurgie für eine Weile hinauszögern lässt, so ist das Problem damit natürlich keineswegs gelöst. „Kein Platz für Eltern“ zeigt nämlich auf, was tatsächlich im Kern hinter der allgegenwärtigen Angst vor dem Älterwerden steckt: die (häufig wohl leider berechtigte) Sorge, von niemandem mehr gebraucht zu werden und zunehmend den Anschluss an das soziale Leben zu verlieren, was noch weit über den Verlust körperlicher Attraktivität hinausreicht. Dies müssen im Film Lucy (Beulah Bondi) und Barkley Cooper (Victor Moore) leidvoll erfahren, wenn das ältere Ehepaar nach dem Jobverlust des Mannes wie ein schmutziger Putzeimer in der Besenkammer abgestellt wird. Weil Barkley keine Anstellung mehr findet, müssen die erwachsenen Kinder Verantwortung übernehmen, doch niemand von ihnen zeigt sich so recht begeistert darüber, die Eltern zu beherbergen. Zwar bieten die Söhne und Töchter aus Pflichtbewusstsein ihre Hilfe an, aber mit voranschreitender Laufzeit wird deutlich, dass man Lucy und Barkley in erster Linie als zusätzliche Alltagslast empfindet. Und so flüchtet sich das seit 50 Jahren verheiratete Paar in gemeinsame Erinnerungen, um sich wenigstens in ihren Gedanken ein Fünkchen Würde zu bewahren. Orson Welles („Citizen Kane“) bemerkte einmal über Leo McCareys Film, dass dieser selbst Steine zum Weinen brächte – da kann man ihm (auch heute) schwerlich widersprechen...