Network (1976)
Regie: Sidney Lumet
Sidney Lumets bissige Medien-Satire mag zwar 40 Jahre auf dem Buckel haben, trifft aber mehr denn je mitten ins Schwarze. Nichts ist zu privat, zu abschreckend oder zu demütigend, um nicht in aller Öffentlichkeit ausgebreitet zu werden – ganz im Gegenteil. Je sensationeller der Stoff, desto mehr Leute hoffen quoten- und reichweitengeile Infotainment-Impresarios vor die Bildschirme zu locken. Ein anderer Eindruck ist jedenfalls angesichts von zutiefst zynischen Reality-TV-Formaten wie "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" und „Bauer sucht Frau“ kaum möglich.
Den Mechanismus zeigten uns Lumet und sein Drehbuchautor Paddy Chayefsky schon 1976: Der frisch geschasste Nachrichtensprecher Howard Beale (Peter Finch) geht in „Network“ für die Quote sogar so weit, seinen Suizid vor laufenden Kameras anzukündigen, was sich (natürlich?) niemand entgehen lassen will. Als der Moderator in der letzten Ausgabe seines Magazins dann „nur“ über seine Arbeitgeber vom Leder zieht, sorgt das geweckte Aufsehen dafür, dass man ihm plötzlich einen neuen Sendeplatz anbietet... bis das Interesse erneut abfällt und man Beale wieder irgendwie loswerden muss. So medienwirksam und endgültig wie möglich, versteht sich. Fazit: In den Unterhaltungsmedien kann man sich ein Gewissen nur so lange leisten wie die Zahlen stimmen – bitte schalten Sie auch nächstes Mal wieder ein!