Last Supper - Die Henkersmahlzeit (1995)
Regie: Stacy Title
Intoleranz und Vorurteile sind auch im 21. Jahrhundert nicht überwunden, aber es sind nicht nur Radikale und Extremisten, die ein friedliches Miteinander weiterhin so schwer machen. Denn wie steht es eigentlich um jene vorgeblich liberalen Gut- und Bessermenschen, die sich nach außen hin stets aufgeklärt und verständnisvoll geben? Denen hält Stacey Title mit „Last Supper“ aus dem Jahr 1995 einen entlarvenden Spiegel vor und legt den Finger mit schallendem Gelächter in die Wunde der politischen Streitkultur. Sie teilt konsequent in alle Richtungen aus und zeigt, dass die meisten Menschen fremden Sichtweisen gegenüber nur so lange aufgeschlossen sind, bis jemand an der Tür klingelt und sie ganz persönlich mit einer komplett konträren Meinung konfrontiert. Selbstgerechtigkeit kennt keine politischen Lager.
Title erzählt von einer idealistischen linken Studenten-Clique, die gezielt rechtsgesinnte Gemeindemitglieder zum Abendessen einlädt, um diese erst zu „testen“ und dann fröhlich zu vergiften. So wollen die jungen Leute der Welt einen Dienst erweisen. Ironischerweise geht die Runde schließlich ausgerechnet einem Hassprediger aus dem Fernsehen auf den Leim, der sich beim Dinner-Gespräch als überraschend vernünftig entpuppt und daher unerwartet die Gruppendynamik sprengt. Wie man es auch dreht: Es gewinnt der, der moralisch ein wenig flexibel ist... Eine Überzeugung, die sich auch diverse Politiker zu Eigen gemacht zu haben scheinen. Traurig.