(Charlie Kaufman, USA 2015)
Darum geht's: Michael Stone (gesprochen von David Thewlis), Autor und Experte für Kundenbetreuung, reist nach Cincinnati (Ohio), um dort als Redner an einem Kongress teilzunehmen. Als Familienvater, für den es auch beruflich rund läuft, müsste er sich eigentlich glücklich schätzen. Tatsächlich aber empfindet er eine tiefe Leere – buchstäblich alle Stimmen hören sich für ihn gleich an. Einzig die schüchterne Lisa (Jennifer Jason Leigh), die er im Hotel trifft, durchbricht die Monotonie in Michaels Wahrnehmung. In ihr erblickt er etwas Magisches...
Das ist besonders: Mit „Anomalisa“ greift Charlie Kaufman („Synecdoche, New York“) eine tragende Sehnsucht auf, die praktisch jeder Liebesfilm auf eine Weise bedient: nämlich den Wunsch, jemandem zu begegnen, der die Welt in neuem Licht erstrahlen lässt. Jedoch denkt der Regisseur noch einen entscheidenden Schritt weiter und lässt die Ernüchterung auf dem Fuße folgen: Am nächsten Morgen stören Michael jene Macken Lisas, die er bis dahin übersah. Plötzlich ist sie also wie alle anderen und ihre am Vortag noch außergewöhnliche Stimme klingt nun genauso dumpf wie alle anderen. Eine Erwähnung verdient überdies die meisterhafte Stop-Motion-Animationskunst: Obwohl das durch und durch melancholische Kleinod komplett auf den Einsatz von Puppen vertraut, ist es von beachtlicher menschlicher Größe.