„Anomalisa“
Als einer der Großmeister des verrätselten Intellektuellenkinos widmet sich Charlie Kaufman („Being John Malkovich“) immer wieder philosophischen Themen wie der Verlorenheit des Individuums, der Unzuverlässigkeit der menschlichen Wahrnehmung oder der Unmöglichkeit von dauerhafter Liebe. In seinem Stop-Motion-Drama „Anomalisa“ verpackt er diese verschrobenen Gedankenspielchen in ein tricktechnisch beeindruckendes Gewand. In seinem Puppenfilm erzählt Kaufman die Geschichte des beruflich erfolgreichen, aber privat unglücklichen Ratgeberautors Michael (Stimme im Original: David Thewlis), der eine romantische Nacht mit der schüchternen Lisa (Jennifer Jason Leigh) verbringt, die das Leben beider nachhaltig verändert…
Mit spektakulären Tricks – wie aufwändigen Spiegelungen und ausgeklügelten Kamerafahrten – kreieren Kaufman und sein Co-Regisseur Duke Johnson („Community“) gerade zu Beginn des Films eine verblüffende Szenerie voller wunderschöner Hingucker. Im Laufe des Films wirken die im 3D-Drucker erzeugten Kunstfiguren allerdings immer realistischer, wodurch die abschließende und für Kaufman durchaus typische Moral des Films umso wirkungsvoller einschlägt. Ohne auf allzu große Twists oder Mindfucks zu setzen, fasziniert diese Kopfgeburt insbesondere durch die dichte und stellenweise düstere Atmosphäre. Trotz dieser experimentellen Herangehensweise wurde „Anomalisa“ trotzdem neben den üblichen Verdächtigen von Disney und Pixar für einen Oscar als Bester Animationsfilm nominiert – definitiv eine richtige Entscheidung!