Wer bin ich und wie viel kann ich essen?
Wer bin ich eigentlich? Man sollte von der Antwort auf diese Frage nicht zu viel erwarten – zumal dann nicht, wenn es sich bei dem Selbstzweifler um einen zu Gemütlichkeit und ganz viel Essen neigenden Pandabär handelt. Trotzdem ist es die Frage, die den dritten „Kung Fu Panda“-Teil antreibt (jetzt auf DVD und Blu-ray erschienen) – und die den Film an einen Punkt bringt, an dem viele kleine großartige Kino-Glücksmomente aus ihm herauspurzeln.
Panda Po hat es sich gut in seiner Rolle als „Drachenkrieger“ eingerichtet – böse Jungs verprügeln, die einfachen Leute beschützen, oft und reichlich essen gehen. Für seinen Lehrmeister Shifu ist es deshalb höchste Zeit, den verfressenen Bären mal wieder herauszufordern. Also überträgt er ihm die Aufgabe, selbst Kung-Fu-Schüler zu unterrichten - und nach einem ersten misslungenen Versuch geht Po mit dieser Aufgabe auf seine ganz eigene Weise um: Er drückt sich! Natürlich ging es bei „Kung Fu Panda“ schon immer um diese Themen: Verantwortung, Selbstvertrauen, Selbsterkenntnis (selbst wenn zwischendrin immer genügend Platz bleibt für die wilden Trainings- und Kampfsequenzen, die sich Macher direkt aus dem Universum des asiatischen Martial-Arts-Kinos abgeschaut haben).
„Kung Fu Panda 3“ erweitert den ästhetischen Kosmos der Reihe um neue Welten und Figuren – das macht auch die Kampfsequenzen stellenweise noch leichtfüßiger. Brutal ist „Kung Fu Panda 3“ dabei freilich nie – aber eben auch nicht ganz harmlos. Mit dem Krieger Kai, der aus der Geisterwelt zurückgekehrt ist, um alle Kung Fu-Meister ihres „Chi“ (also ihrer Lebensenergie) zu berauben, hat Po einen fulminanten Gegner, dem selbst sein Lehrer Shifu nicht gewachsen zu sein scheint. Hier reicht, so soll das zeigen, Kampfkunst allein nicht aus, hier muss das Chi selbst gebändigt und eingesetzt werden. Das macht den Film für kurze Momente beinahe schon philosophisch und sorgt für regelrecht meditative Kampfsequenzen, die eher gequirlter Regenbogen sind als beinharter Schlagabtausch.
Das meine ich übrigens keinesfalls negativ (zumal es tatsächlich zum bombastischen Leinwandspektakel gerät): Die Hauptfigur sucht nach sich selbst - irgendwo zwischen seinem gefiederten Adoptivvater und seinem wiedergefundenen leiblichen Vater samt ganzer Panda-Dorfgemeinschaft. Von der lernt Po zu allererst, noch mehr und mit noch mehr Lust zu essen als eh schon. Und selbst wenn jüngere Kinder mit den Themen des Films sonst nicht viel anfangen können, damit können sie sich auf jeden Fall identifizieren.
Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.