Platz 35: „Der schmale Grat“
(Terrence Malick, USA 1998)
Seinen Status als großer Poet des Kino hat Meisterregisseur Terrence Malick („Badlands“) in ganzen sechs Filmen zementiert – kein Wunder, wenn zwischen den Meisterwerken „In der Glut des Südens“ (1978) und „Der schmale Grat“ (1998) satte 20 Jahre liegen. Seine Interpretation von der Schlacht um Guadalcanal im Zweiten Weltkrieg bettet Malick im Gegensatz zu Steven Spielbergs martialisch-technischem Kraftakt „Der Soldat James Ryan“ aus demselben Jahr in ein philosophisches Gewand. Er reflektiert in einer poetisch-hypnotischen Bildersprache über den Sinn von militärischen Auseinandersetzungen und der Rolle des militanten Menschen in der Welt. Immer wieder reißt der Regisseur den Zuschauer aus dem Kriegsgeschehen heraus und stellt dem sinnlosen Morden die Schönheit der unberührten Natur entgegen. Diese kontrastierenden Zäsuren regen zur Interpretation an und fordern den Betrachter auf, sich nicht nur berieseln zu lassen, sondern auch über das Gezeigte nachzudenken. So ist ein intelligenter und starbesetzter (u.a. Sean Penn, George Clooney, Nick Nolte, John Travolta) Geniestreich entstanden, dessen meditative Bildkompositionen sich tief auf die Netzhaut des Betrachters brennen.