Platz 37: „Der Pate“
(Francis Ford Coppola, USA 1972)
Als Starproduzent Robert Evans sich die Filmrechte an Mario Puzos populärem Mafia-Roman „Der Pate“ sicherte, schwebte dem findigen Studiofuchs dabei vor allem ein schmissiges Stück Gangster-Entertainment vor. Der bis dato unbekannte Indie-Regisseur Francis Ford Coppola jedoch hatte andere Pläne und versah Puzos eigentlich recht triviales, mit schmierigen Italo-Klischees und etlichen ins Nichts laufenden Handlungsfäden versehenes Buch mit einer ganz eigenen Autorenhandschrift, die dem Stoff das Gewicht einer griechischen Tragödie gab. Wenn sich Marlon Brando als ehrfurchtgebietender Mafiaboss im Halbdunkel seines Büros windet und seiner Macht in dahingenuschelten und dennoch faszinierenden Monologen Ausdruck verleiht, oder wenn Al Pacino als feingeistiger, aber eben auch skrupelloser und zu allem entschlossener Sohn ins Familiengeschäft eingeführt wird, dann sprengt ihre Intensität beizeiten fast die Leinwand. Ob man den Film nun als Loblied oder Abgesang auf diese zwei Arten von „Familie“ (die genetische & die mafiöse) sehen will, obliegt einem jeden Betrachter selbst. Unbestritten ist jedoch der Legendenstatus dieses großen Epos. „Der Pate“ ist die eierlegende Wollmilchsau des amerikanischen Kinos und vereint großes Drama, nervenaufreibende Spannung, kauzigen Humor und epische Breite zu einem Erlebnis, das keinen Filmfan kalt lässt.