Platz 39: „Lawrence von Arabien“
(David Lean, Großbritannien/USA 1962)
Es gibt Filme, die so mächtig, monumental und überlebensgroß sind, dass man ihre Bedeutung und ihr schieres filmhistorisches Gewicht kaum beschreiben kann. „Lawrence von Arabien“ ist größer als sie alle. David Leans fast vierstündige Schilderung der britischen Intervention im arabischen Raum in den Jahren des Ersten Weltkriegs durch den tollkühnen und leicht wahnsinnigen Offizier T. E. Lawrence ist ein Film wie ein rauschendes Bankett. Der Aufwand, der hier betrieben wurde, ist legendär, aber vor allem ist Leans Epos ein von bestechender Intelligenz durchzogener Film, der neben den wuchtigen und bis ins Detail durchkomponierten Massenszenen nicht zuletzt von einer nachdenklichen Haltung zu Fragen der Macht, Kultur und Politik getragen wird. Peter O'Toole liefert in der Titelrolle eine Darbietung für die Ewigkeit und durchleuchtet die Seele eines Mannes, dessen innere Zerrissenheit in den unwirtlichen Stätten und den zahlreichen Stammeswirren ihre Entsprechung findet. Er verliert sich in einer Welt verliert, die er selbst prägt und schließlich geht er an ihr zugrunde. „Lawrence von Arabien“ ist ein Meisterwerk von legendärer Größe und doch von eindrücklicher Intimität.