Platz 72: „Schindlers Liste“
(Steven Spielberg, USA 1993)
Obwohl seine Taten für sich sprechen, war der historische Oskar Schindler alles andere als ein strahlender Held. Es ist Regisseur Steven Spielberg und Drehbuchautor Steven Zaillian hoch anzurechnen, dass sie ihn in ihrem Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ auch nicht als solchen darzustellen versuchen, sondern den schwierigeren Weg gehen und ihn als den Trinker, Frauenhelden und Opportunisten zeigen, der er war – eine Herausforderung, die auch Hauptdarsteller Liam Neeson mit Bravour besteht. Die gewaltige Wandlung, die seine Figur durchläuft, wird durch den Verzicht auf Schwarz-Weiß-Malerei umso bedeutender. Auch sonst vermeidet Spielberg eine formelhafte, klischeehafte Darstellung der Ereignisse, sondern inszeniert – anders als in vielen seiner anderen Filme – sehr subtil und zurückgenommen. Völlig zu Recht wurde „Schindlers Liste“ dann auch mit insgesamt sieben Oscars ausgezeichnet, neben Drehbuch und Regie etwa auch noch für Janusz Kaminskis meisterliche, mit nur wenigen Farbtupfern versehenen Schwarz-Weiß-Bilder und John Williams' schmerzhaft-schöne Filmmusik. Einer der wohl besten und eindringlichsten Filme zum Thema Holocaust.