Platz 77: „The Dark Knight“
(Christopher Nolan, USA/Großbritannien 2008)
Schon mit „Batman Begins“ setzte Regisseur Christopher Nolan einen neuen Maßstab für Superheldenfilme. Vorbei war die Zeit von Gummi-Nippeln auf Batman-Kostümen – Comicadaptionen waren erwachsen geworden. Doch mit „The Dark Knight“ brach Nolan endgültig aus den Genrekonventionen heraus und belebte das Zeitalter der Superheldenfilme aufs Neue. Darüber hinaus ist „The Dark Knight“ obendrein aber auch einer der besten Actionfilme aller Zeiten, weil jede seiner Schießereien, jede Autoexplosion und jeder Kinnhaken richtig tiefe Abdrücke hinterlassen. Der erste Grund dafür sind natürlich die hausgemachten Effekte: Während bei Genrekollegen wie „Stirb langsam 4.0“ alle Tricks aus dem Computer zu kommen scheinen, werden bei „The Dark Knight“ noch richtig Sachen in die Luft gesprengt, angefangen bei Miniaturen über richtige Transportfahrzeuge bis hin zu einem ganzen Krankenhaus. Die Schlägereien sind träge und doch rasant. Hinter allen Bewegungen steckt richtiges Gewicht und jeder Aufprall sieht so schmerzhaft aus, wie er sich anfühlen sollte. Diese Wuchtigkeit der Action zusammen mit einem allzu realistisch scheinenden und doch trostlos-finsteren Gotham macht die Welt von „The Dark Knight“ geradezu greifbar und erdet all die verrückten Dinge, die darin geschehen. Der zweite Grund für die Wirkungsgewalt, die „The Dark Knight“ beim Anschauen entfesselt, beruht jedoch auf der fast märchenhaften Auseinandersetzung zwischen zwei archetypisch, gegensätzlichen Heldenfiguren. Der Antiheld Joker (Heath Ledger) lebt nur für das Chaos und den Schmerz – der Schmerz in sich selbst und der Schmerz, den er anderen zufügen kann. Der dunkle Ritter alias Batman (Christian Bale) hingegen steht entgegen seiner düsteren Erscheinung für eine beinahe übernatürliche, moralische Reinheit und Rechtschaffenheit – weshalb es für den Joker die höchste Herausforderung darstellt, Batman immer weiter zu reizen und herauszufordern, um sogar den edelsten aller Ritter zu kompromittieren und zu brechen. Somit wird Gotham, das im Laufe der zweieinhalb Stunden Spielzeit mehr und mehr in Flammen aufgeht, zum Schauplatz einer geradezu epischen Schlacht zwischen Gut und Böse.