Platz 80: „Ein Goldfisch an der Leine“
(Howard Hawks, USA 1964)
Howard Hawks ist einer der wenigen großen Regisseure, die auf absolut kein Genre festzunageln sind. Er konnte einfach alles und inszenierte so unterschiedliche Klassiker wie „Tote schlafen fest“ (Film Noir), „Rio Bravo“ (Western), „Scarface“ (Gangsterfilm), „Blondinen bevorzugt“ (Musical), „Land der Pharaonen“ (Monumentalfilm) oder „Hatari!“ (Abenteuerfilm). Sein meisterlicher Beitrag zum Thema Komödie ist „Ein Goldfisch an der Leine“, der sich erst im Laufe der Jahre seinen herausragenden Status erarbeitete. Zum Start 1964 galt der Film als angestaubt, was aus heutiger Sicht allerdings überhaupt keine Rolle spielt. Als der Angelexperte Roger Willoughby (Rock Hudson) für seine Firma an einem Wettfischen teilnehmen soll, hat er ein Problem: Er kann gar nicht angeln! Das soll aber niemand mitbekommen. Also nimmt ihn die Öffentlichkeitsarbeiterin Abigail (Paula Prentiss) unter ihre Fittiche und versucht, Roger das Fischen beizubringen. Wie sie das macht, ist einfach urkomisch. Die Klassikermomente: Hudson hat mit einem eingegipsten Arm zu kämpfen (eine rasend komische Sequenz), sieht einem Bär beim Motorradfahren zu und schlägt sich mit den Tücken einer Anglerhose herum. Der Slapstick-Humor ist albern und doch liebevoll zugleich. Das Paar Hudson/Prentiss neckt sich solange, bis das Happy End unvermeidlich ist. Und obwohl „Ein Goldfisch an der Leine“ gerade mal eine Handvoll harmloser Filmküsse zu bieten hat, geht es auf einer unterschwelligen Ebene immer um Sex, wie schon der cleverere Originaltitel „Man’s Favorite Sport?“ (= Sex) suggeriert. Hudson spielt seinen Roger Willoughby in ständiger Überforderung, er hat eben nicht alles im Griff, und auch daraus bezieht „Ein Goldfisch an der Leine“ seinen Charme und Witz.