Das Rapper-Biopic „Straight Outta Compton“ katapultierte sich 2015 mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 200 Millionen US-Dollar zu einer der größten Überraschungen des Jahres. Im Rahmen des gerade stattfindenden South By Southwest (SXSW) Festivals wurde jetzt bekannt, dass für die Vermarktung des Films extra Trailer angefertigt wurden, die bestimmte ethnische Zielgruppen ansprechen sollten.
Wie Business Insider berichtet, gaben Universals Vize-Präsident für digitales Marketing, Doug Neil, und der Unterhaltungschef von Facebook, Jim Underwood, Details zu ihrem Vorgehen auf einem Presse-Event preis. Demzufolge hätte ein „multikulturelles Team“ Trailer für bestimmte Bevölkerungsschichten erstellt. Dabei gilt es allerdings zu beachten, dass Facebook eine eindeutige Identifizierung der Hautfarbe seiner Nutzer nicht möglich ist. Für das besagte Marketing wurde ähnlich wie bei Facebook-Werbung generell lediglich auf Wahrscheinlichkeiten anhand der Interessen und weiterer persönlicher Angaben zurückgegriffen. Weiße Facebook-Nutzer hätten daher im Rahmen von Neils Kampagne im Idealfall eine „Compton“-Vorschau angezeigt bekommen, in dem der Name der Rapgruppe N.W.A., um die es im Film hauptsächlich geht, zu keiner Sekunde erwähnt wurde.
Stattdessen sollten sie den Eindruck bekommen, dass es lediglich um den erfolgreichen Aufstieg von Ice Cube und Dr. Dre ginge. Als Grund führte Neil an, dass die „allgemein“ weiße Bevölkerung angeblich nicht mit dem musikalischen Schaffen der beiden vertraut gewesen wäre und sie primär als Schauspieler respektive Gesicht der Kopfhörermarke Beats Electronics kannte. Afro-Amerikaner sahen hingegen einen Trailer, der schon mit dem Namen N.W.A. begann. Zudem hätten spanisch sprechende Bürger einen kürzeren Clip mit passenden Texteinblendungen gesehen. Zwar bleibt der konkrete Anteil der speziellen Trailer am Erfolg des Films unklar, doch sei die Kampagne laut Neil und Underwood ein voller Erfolg gewesen.
Obwohl zielgruppenspezifisches Marketing auch im Filmbereich längst nichts Ungewöhnliches ist, dürfte diese offen an diversen Hautfarben orientierte Strategie vor dem Hintergrund der jüngsten Oscarverleihung, die am 28. Februar 2016 über die Bühne ging, einen leicht faden Beigeschmack bekommen. Im Vorfeld der Veranstaltung sorgte der Umstand, dass fast ausschließlich weiße Personen nominiert wurden, für heftige Debatten. Auch „Straight Outta Compton“ wurde im Zuge dessen erwähnt, weil nicht etwa die schwarzen Darsteller oder der schwarze Regisseur, sondern lediglich die weißen Drehbuchautoren unter den Nominierten vertreten waren.