VS.
„Cocksucker Blues“ (1972)
Jeder weiß, dass die Rolling Stones gerade zu Beginn ihrer Karriere keine frommen Lämmchen waren – allen voran sie selbst. Aber als sie die als Backstage-Bericht angedachte Dokumentation „Cocksucker Blues“ Anfang der 70er zu Gesicht bekamen, waren die Musiker trotzdem so empört, dass sie den Regisseur Robert Frank per Klage davon abhielten, ihn zu veröffentlichen.
Obwohl sie selbst diejenigen waren, die ein solch skandalöses Verhalten an den Tag legen (darunter ausgiebiger Drogenkonsum, ein sich selbst befummelnder Mick Jagger und Sex mit Groupies), mochten die Stones es gar nicht, sich dabei selbst zu sehen: Darin liegt wohl der Unterschied zwischen Kopfkino und tatsächlichem Kino - denn wo in der Vorstellung das Rockstar-Leben noch so glorreich erscheint, hält in „Cocksucker Blues“ die Kamera schonungslos drauf. Und das ist dann gar nicht mehr so glamourös, sondern ziemlich abgefuckt und schäbig.
Bis heute wurde die Doku nicht offiziell veröffentlicht und laut des Gerichtsbeschlusses darf der Film nur unter der Bedingung gezeigt werden, dass der Regisseur während der Vorführung mit im Raum ist. Aber wer jetzt denkt, dass Robert Frank in seinem Wohnzimmer regelmäßig „Cocksucker Blues“-Marathons veranstaltet, der irrt - denn selbst wenn er dabei ist, darf er den Film nur einmal pro Jahr zeigen.