Im Laufe seiner bewegten Karriere hat Komponisten-Legende Ennio Morricone bereits mit zahlreichen namhaften Filmemachern zusammengearbeitet. Neben Soundtracks zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Zwei glorreiche Halunken“ komponierte er auch für John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ Musik, mit welcher der Regisseur aber nicht zur Gänze zufrieden war. Deswegen nahm Carpenter einige eigene Songs für den Film auf, die seiner Vision näher kamen, und ließ manches Stück von Morricone unbenutzt liegen. Dies sollte sich nun für Quentin Tarantino als Glücksfall erweisen, als er sich mit Morricone für den Soundtrack seines kommenden Western „The Hateful 8“ zusammensetzte.
Tarantino erzählte Christopher Nolan in einem Interview (via Indiewire), dass er zunächst Bedenken hatte, die Musik, die eines der Markenzeichen seiner Filme ist, in fremde Hände zu geben. Schließlich aber spürte er, dass sein Western unbedingt einen Original-Soundtrack brauche. „So habe ich noch nie in meinem Leben gedacht, ich habe diese Stimme in meinem Inneren noch nie gehört. Eigentlich wollte ich nie einem Komponisten die Seele meines Films überlassen.“
Doch wenn man so einen Ruf schon hört, dann sichert man sich als Quentin Tarantino direkt die Unterstützung vom Besten des Fachs und so traf sich der Regisseur mit Ennio Morricone. Aber zunächst sah es so aus, als könnte ihre Kollaborationen an Terminschwierigkeiten scheitern, weil Morricone gerade die Musik für einen anderen Film komponierte. „Er meinte dann, das würde nicht klappen: ‚Ich arbeite gerade mit mit Giuseppe Tornatore zusammen und er hat gerade erst die Dreharbeiten beendet und ich muss seinen Soundtrack machen, das wird nichts. (...)‘ Dann sagte ich aber, gut, sag mir, was du beim Lesen des Drehbuchs gedacht hast.“
Morricone erzähle ihm dann „Ich sehe ein Thema, das vordrängt, da ist so ein Impuls nach vorne daran, das an eine Postkutsche erinnert, aber das Wichtige an dem Thema ist, dass es wirklich die Gewalt rüberbringt, die dann folgt.“ Tarantino gefiel das, was er hörte, so gut, dass er Morricone die Idee unterbreitete, die unberücksichtigte Musik aus „Das Ding aus einer anderen Welt“ zu verwenden. Der Komponist entwarf dann einen Plan, wie er für den Regisseur einen ganzen Soundtrack aus bereits komponiertem, aber ungenutzten Material zusammenstellen könnte.
Doch kaum dass Morricone Tarantino zugesagt hatte, versprach er ihm bereits am nächsten Tag, noch neue, eigene Stücke beizusteuern. „Ich glaube, er setzte sich in dieser Nacht hin und fing an, das Thema zu komponieren, von dem er gesprochen hatte, und kam immer mehr in Fahrt und schrieb weitere Tracks. So wurde dann aus 10 Minuten 17 Minuten und schließlich 35 Minuten Musik. Damit und mit den nicht benutzen Stücken von ‚Das Ding‘ bekam ich dann meinen Original-Score.“
„The Hateful 8“ mit der musikalischen Untermalung von Ennio Morricone läuft am 28. Januar 2016 in den deutschen Kinos an.