Das gab’s noch nie: Der Meta-Held mit der großen Klappe, der zum Publikum spricht
Deadpools loses Mundwerk macht vor nichts und niemandem halt. Nicht umsonst ist seine schärfste Waffe im Kampf gegen Bösewicht Ajax keine Klinge, sondern ein Wort: Ajax reagiert höchst allergisch auf seinen eigentlichen Namen „Francis“ und dies macht sich Deadpool zunutze. Doch der Antiheld witzelt sich nicht nur durch die Filmhandlung, sondern auch über die Story und vor allem sich selbst. Und hier ist diese Figur tatsächlich ein Novum: ein Comic-Held, der sich seiner Fiktionalität bewusst ist, direkt zum Publikum spricht und die vierte Wand durchbricht.
Spätestens hier ist der Spielplatz für Produktions-Designer Sean Haworth eröffnet, der sich für die Ausstattung des Films nicht nur viele kleine Verweise auf die Comic-Vorlage und Easter-Eggs für Hardcore-Fans hat einfallen lassen, sondern dem Publikum auch durch kleinste Details diese völlig verrückte Eigenschaft der Hauptfigur näherbringen kann: ihre Selbsterkenntnis. Haworth: „Deadpools Apartment ist für mich der spannendste Handlungsort im ganzen Film. Die Wohnung ist voller Hinweise darauf, dass Deadpool ganz genau weiß, wer er ist und wer Ryan Reynolds ist. Er zeichnet kleine Comics von sich selbst, die überall herumliegen, er blättert in einem Magazin, in dem Reynolds gerade zum Sexiest Man Alive gekürt wurde… Sein Apartment spiegelt aber auch seinen Wahnsinn wider. Es ist das Chaos einer Person, die sich keine zwei Minuten auf eine Sache konzentrieren kann. Deadpool ist ein Soziopath und ein Waffennarr. Überall liegen Waffen herum, auf dem Boden, in der Spüle, sogar im Kühlschrank…“
Dieser Verrückte wird nun auf uns als Titelheld der ganz anderen Art losgelassen, kein Superheld, sondern „eine reale Person in einer realistischen, geerdeten und schmutzigen Welt“ (Sean Haworth). Und warum das trotzdem der lustigste Film sein soll, den wir seit langem gesehen haben? Dafür sorgen die Autoren Rhett Reese und Paul Wernick, deren Drehbuch alle Befragten am Set als unglaublich witzig beschreiben. Ajax-Darsteller Ed Skrein nennt es sogar das definitiv witzigste Drehbuch, das er je gelesen hat. Und die Autoren hatten ihren ganz eigenen Spaß beim Schreiben: „Deadpool ist wie ein Weihnachtsgeschenk für uns. Eine Figur, mit der man alle erzählerische Regeln brechen kann und die sich über alles lustig macht.“